Nachhausebringen  Es hatte aufgehört zu regnen, aber die Nachtluft war feucht und schwer. Er brachte sie im Auto nach Hause. Sie lehnte sich während der Fahrt eng an ihn. »Kann man das Verdeck nicht zumachen?« fragte sie lallend.

»Seit dem Krieg nicht mehr. Es klemmt, und ich habe keine Zeit, es in Ordnung zu bringen.«

»Was ist das für ein Ding unter der Decke auf dem Rücksitz? Hoffentlich keine Leiche?«

»So etwas Ähnliches. Es ist mein Hund Kitty. Er ist so gut wie tot, er bewegt sich so gut wie nie. Nur beim Husten und beim Essen.«

»Wie alt bist du?« wollte sie plötzlich wissen.

   »33 oder 35, ungefähr. Ich bin nicht sicher.«

»Dann bin ich älter als du. Mindestens drei Jahre.«

»So geht es vielen«, sagte er tröstend. Er parkte den Lagonda da, wo der Kletterpfad zu den Wohnblocks anfing. Er hatte keine Lust, mit hinaufzugehen, aber er konnte sie nicht gut allein nach oben stolpern lassen. Sie torkelten aus dem Auto und begannen, die Arme freundschaftlich umeinander gefegt, den mühseligen Aufstieg.

»Ist da nicht noch Licht im Fenster?« fragte Davies und schaute an der Hauswand hoch, die schwarz vor dem Sternen-himmel aufragte.

»Er läßt es immer an. Damit ich den Heimweg finde. Er hätte Leuchtturmwärter werden sollen.«

Zu sprechen bereitete ihnen unerhörte Mühe. Sie atmeten den Sprit in die Nachtluft aus wie zwei fauchende Drachen und waren dankbar, als sie endlich beim Hauseingang anlangten. Davies gab ihr ein Küßchen auf die volle Wange. »Nacht, Ena. Ich trudele jetzt heim.«

»Warte«, verlangte sie ruhig. »Bring mich noch mit dem Lift rauf. Nur bis zur Wohnungstür. Er schläft bestimmt schon. Er läßt zwar das Licht an, aber dann geht er schlafen.«

Er beäugte sie mit soviel Mißtrauen, wie er aufbringen konnte, aber ihr Gesicht war offen und unschuldig wie zuvor. Er führte sie am Arm zum Aufzug. Die Blechschachtel kam angerattert, und sie stiegen ein. Sie drückte auf einen Knopf, und die Tür schloß sich, aber man spürte keine Aufwärtsbewegung. Als Davies sich fragend nach ihr umsah, hatte sie ihren Mantel aufgeknöpft und war gerade mit der Bluse beschäftigt. Ein Protest blieb ihm im Halse stecken, während sie in ihrem Vorhaben mit einer unglaublichen Geschwindigkeit fortfuhr. Ihr rosa Büstenhalter war vorne geschlossen, sie hakte ihn im Nu auf, ihre Riesenbrüste kullerten heraus, dann packte sie seinen Hinterkopf und begrub sein Gesicht in dem warmen duftenden Fleisch, Seine Protestschreie erstickten darin, aber er konnte kurze gekeuchte Forderungen verstehen. »Ich will dich! Ich muß unbedingt mal wieder einen richtigen Mann haben. Einen richtigen!«

»Ich bin nicht frei! Ich bin versprochen!« kreischte Davies verzweifelt unter ihrem Würgegriff.   - Leslie Thomas, Dangerous Davies, der letzte Detektiv. Kökn  1991  (zuerst 1976)

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