achbarzimmer
Draußen in dem Vorraum sah ich mich vor allem nach der Tür meines auf der Seite
des Schrankes gelegenen Nachbarzimmers um; dies Zimmer
mußte es ja schließlich geben; und von hier aus wollte ich auch meine Nachforschungen
beginnen. Doch obgleich sich meine Tür nicht in der Mitte befand und eben auf
jener Seite noch ein beachtliches Stück Wand freiblieb, sah ich keinerlei Zugang.
Also kam man von dort nicht in dies Zimmer, mußte zunächst die Anordnung dieses
Gebäudeteils kennen, um den Eingang zu finden. Ein Vorhaben, das nicht leicht
zu sein schien, weil auch nicht die Wand, die von der vorgenannten abbog, eine
Öffnung besaß, so daß man jener irgendwie hätte folgen können; und überhaupt
in Anbetracht der besonderen Anordnung der ineinander verschachtelten Räume
dieses Hauses und des sich daraus ergebenden und bereits erwähnten Wechsels
der Richtung und Orientierung, zu dem man bei dessen Durchgang in einem fort
gezwungen war. Jedenfalls gab ich die Hoffnung nicht auf, dieser Schwierigkeit
Herr zu werden, doch mußte mit einer bestimmten Methode vorgegangen werden;
und ebenso war Eile geboten, da ich keineswegs sicher war, den Alten nicht plötzlich
vor mir auftauchen zu sehen. Ich begann damit, daß ich versuchte, wenigstens
den an das Vorzimmer angrenzenden Raum zu erreichen, auf den das gesuchte Zimmer
noch hinausgehen könnte. Zu diesem gelangte man jedoch nicht, wie ich erhofft
hatte, von der Loggia hinter dem Vorzimmer. Nur mit größter Mühe, wobei ich
den Weg zweimal machte, weil ich beim erstenmal die Orientierung verloren hatte,
erreichte ich ihn schließlich auf einem langen schleifenförmigen Umweg. Wie
ich mir inzwischen schon dachte, war die Wand, für die ich mich interessierte
(Fortsetzung der ersten nach der Dicke der Querwand), auch hier blind; und,
schlimmer noch, ebenso die rechtwinkelig daran anschließende. Also mußte ich
erneute und verworrene Umwege gehen, bis ich in das wiederum anschließende nächste
Zimmer gelangte; wo ich noch einmal enttäuscht wurde. Und je mehr ich mich von
meinem Ausgangspunkt entfernte, um so schwieriger erwies es sich, die Orientierung
zu bewahren; so daß ich, als ich schließlich über die Schwelle des vierten Zimmers
in dieser Reihe getreten war, nicht mehr mit Sicherheit hätte sagen können,
welcher Wand ich eigentlich nachging. - Tommaso
Landolfi, Herbsterzählung. Reinbek bei Hamburg 1990 (zuerst 1975)
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