achbarin  Sie trinken doch einen Schluck, sagt die Nachbarin zu Monsieur Traum, der ihr beim Schieben ihrer Schubkarre geholfen hat.

Sie gehen in die Küche, die Frau besteht darauf, setzen Sie sich, was darf ich Ihnen anbieten. Einen kleinen Trester? Ach ich weiß, ein Gläschen Portwein, ich habe noch einen Rest in der Flasche.

Der Alte lehnt höflich ab dann nimmt er an. Wieder zu Hause sagt er immerhin ist sie so schäbig, so schofel mir einen Rest in der Flasche anzubieten. In meinem Glas war ebensoviel zu essen wie zu trinken. Das wird mich lehren gefällig zu sein.

Einige Tage später gleiches Angebot der Nachbarin für den gleichen Gefallen. Er leert sein Glas und wieder zu Hause fragt er sich was hat sie mir zu trinken gegeben? Portwein hatte sie nicht mehr, vom Trester wird mir übel, was hat sie mir zu trinken gegeben?

Tags darauf sagt die Frau zu ihm entschuldigen Sie daß ich Ihnen gestern nichts angeboten habe. Aber eben war der Lebensmittelhändler da, ich habe eine neue Flasche Portwein, kommen Sie doch kurz herein.

Der Alte lehnt ab nimmt an, dann wird er gewahr, daß er vor seiner eigenen Tür steht, daß er eben die Schubkarre mit Mist auf sein eigenes Beet geschoben hat und die Nachbarin seit langem tot ist.  - (rp)

Nachbarin (2)  Wie sie aussieht — Ja, das weiß ich nicht recht. Sie trägt die schwarzen Haare in Wellenlocken und ist ziemlich bleich. Die Nase ist schmal und klein' und die Flügel bewegen sich. Auch ihre Lippen sind bleich, und es scheint mir, als ob

die kleinen Zähne zugespitzt wären wie bei Raubtieren. Die Liderschatten tief, aber wenn sie sie aufschlägt, leuchten ihre großen, dunklen Augen. Doch fühle ich das alles viel mehr, als ich es wirklich weiß. Es ist schwer, etwas genau zu erkennen hinter den Vorhängen. Noch etwas: Sie trägt stets ein schwarzes, geschlossenes Kleid; große lila Tupfen sind darauf. Und immer hat sie lange schwarze Handschuhe an, wohl um die Hände nicht bei der Arbeit zu verderben. Es sieht seltsam aus, wie die schmalen schwarzen Finger schnell, scheinbar durcheinander, die Fäden nehmen und ziehen — wirklich, beinahe wie ein Gekrabbele von Insektenbeinen.  - Hanns Heinz Ewers, Die Spinne. In: H. H. E., Die Spinne. München und Berlin 1974

 

Nachbar

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme