achahmung  Nachdem Kleopatra die Gemahlin des Antonius geworden war, begriff sie bald, daß sie besser daran tat, die Rolle der Phryne als die der Artemisia zu spielen, wenn sie sein Herz bewahren wollte. Deutlicher gesagt: diese Frau verstand es mit erstaunlicher Leichtigkeit, die Rollen einer Kokotte und einer zärtlichen, ja sogar treuen Gattin zu vertauschen. Sie wußte aber, daß sich Antonius leidenschaftlich gern der Sinneslust hingab, und so versuchte sie, ihn mit unerschöpflichen Verführungskünsten an sich zu fesseln.

Bald begann der Hof das königliche Paar nachzuahmen, die Stadt ahmte den Hof nach, schließlich folgte das ganze Land dem Beispiel der Stadt, so daß Ägypten bald zu einem einzigen Schauplatz der Unzucht wurde. Die Schamlosigkeit griff sogar auf einige jüdische Siedlungen über. - (sar)

Nachahmung (2)   2.11.1663 In Whitehall hörte ich, wie der Herzog von York die Absicht äußerte, eine Perücke tragen zu wollen; man sagt, daß der König seinem Beispiel folgen will. Erst heute ist mir aufgefallen, daß der König stark ergraut ist. / 3.11.1663 - Ließ mir von Chapman, dem Perückenmacher, die Haare abschneiden, damit eine Perücke daraus gemacht werden kann. Alle sagen, daß es mir gut steht, nur Jane und Bess waren bestürzt, daß ich mein Haar hergegeben habe. / 8.11.1663 - Stelle fest, daß mein öffentliches Auftreten mit Perücke wenig beachtet wird; in der Kirche drehte sich kaum jemand nach mir um.  - Samuel Pepys, Tagebuch, nach (enc)

Nachahmung (3)  Mit mir lebt Minos in einer so ausschließlichen Intimität, daß er vielleicht bisweilen seine Andersartigkeit vergißt, daß er nicht nur die Forderungen der Natur, sondern seine Katzennatur selber, unseren Artunterschied vergißt. Mimesis der Tiere! Ohne zu wissen, daß er mich nachmacht, daß er seinen Herrn nachahmt, beträgt er sich zuweilen so sehr wie ich und einige seiner Haltungen kommen denen des Menschen so nahe, daß ich mich manchmal frage: »Ist er wirklich nur ein Kater?« Abends zum Beispiel rollt er sich wohl auf seine Weise zum Schlaf zusammen, nach und nach aber streckt er sich, und schließlich ruht sein Haupt auf dem Kopfkissen, während die Hinterbeine abstehen und die Vorderpfoten wie Hände im Gebet gefaltet liegen. Wenn ich unter die Decke schlüpfe, sehe ich ihn, wie alle Katzen, zusammengekrümmt zu meinen Füßen ruhen, und mitten in der Nacht finde ich ihn, der sich mir anformt, nach mir ausrichtet, der Länge nach neben mir wie ein Menschlein. Vielleicht haben gewisse meiner Vertraulichkeiten ihm Horizonte aufgetan, die über sein tierisches Wesen hinausreichen? Habe ich ihn, indem ich ihn als meinesgleichen behandelte, an mich gezogen und ihn auf Umwegen in einen lichteren Rang erhoben, der unserem Bewußtsein benachbarter ist? Doch hier hindert wohl ein unheilbarer Anthropomorphismus uns, wirklich zu begreifen, was vorgeht. Wer weiß denn, ob nicht auch er, an Symptomen, die mir verborgen bleiben, mich als Katze empfindet, und ob ich nicht selber zuweilen, weil ich sein Leben teile, eine Katerhaftigkeit in mir erwachen fühle?  - Marcel Jouhandeau, Das Leben und Sterben eines Hahns. Tiergeschichten. Stuttgart 1984 (zuerst 1947 u.ö.)

Nachahmung (4)

Nachahmung (5)  Latah ist ein Zustand, der in Südostasien auftritt. Ein Latah imitiert wie unter Zwang jede Bewegung eines anderen, sobald ihn dieser durch Fingerschnalzen oder einen scharfen Anruf auf sich aufmerksam macht; ansonsten verhält er sich ganz normal. Das Signal des anderen wirkt auf ihn wie ein hypnotischer Befehl. Latahs versuchen manchmal, die Bewegungen von mehreren Leuten gleichzeitig nachzuahmen, und renken sich dabei sämtliche Glieder aus.   - (lun)

Nachahmung (6)  Affen geben das Mittel, sie zu fangen, selbst an die Hand, indem sie alles, was man tut, nachahmen. Von den Jägern bestreicht der eine die Augen mit Honig, der andere zieht, während die Tiere zusehen, Schuhe an, der dritte hält einen Spiegel vors Gesicht. Sie lassen aber die Schuhe zurück, an welchen Fesseln angebracht sind, statt des Honigs stellen sie Vogelleim hin, und an dem Spiegel befestigen sie Schlingen. Wenn daher die Tiere nachmachen wollen, was sie gesehen haben, so wissen sie sich nicht mehr zu helfen, weil ihre Augenlider zugeklebt, ihre Füße gebunden und ihr Leib in der Schlinge ist."  - Diodor, nach (buch)
 
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