Nachäffen  Lange Zeit hat Ludwig XIII. sich damit ergötzt, die Grimassen von Sterbenden nachzumachen. Als der Graf von La Rocheguyon in den letzten Zügen lag, schickte der König einen Edelmann zu ihm, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. «Sagt dem König», meinte der Graf, «daß er in Kürze sein Vergnügen damit haben wird. Ihr müßt gar nicht warten, ich werde bald mit meinen Grimassen beginnen. Ich habe ihm oft genug geholfen, die anderen nachzuäffen, zu dieser Stunde ist die Reihe an mir.» Und als der Großherr verurteilt wurde, sagte er: «Ich würde gern das Gesicht sehen, das er jetzt schneidet auf jenem Schafott.»  - (tal)

Nachäffen (2) Die Cirkusartisten imitieren einander, vor allem die Clowns. Man ist ein wenig irritiert, etwas zu erleben, was wir bereits bei einem anderen gesehen haben. Wer hat wen nachgemacht? Manchmal weiß man es nicht, aber manchmal ist die Unterlegenheit dessen, der nachahmt, derart, daß man es ganz deutlich sieht, obgleich der unschuldige Spaß so gut ist, daß er über das Publikum triumphiert. Es müßte einen Patenthändler für die Tricks und Spaße der Cirkusartisten geben; so würde man ein böses Ende vermeiden; denn sieht der Plagiierte den Plagiator, kann es geschehen, daß er mit vollem Recht in die Manege springt und ihn umbringt. - (cirkus)

Nachäffen (3)  Durch eine Umkehr der Zeit, wie sie der Natur verboten sein sollte, erblickte ich mich so, wie ich mit fünfzehn und sechzehn Jahren gewesen war - ich versetzte mich in die Jugendzeit —, und im Wind stehend auf einem Stein, dicht bei einer Mühle am Fluß, sagte ich etwas, vernahm meine langst begrabene, piepsende Junghähnchenstimme, sah meine unausgewachsene Nase im unausgebildeten Gesicht und die zu großen Hände — empfand die unangenehme Konsistenz dieser Phase vorübergehender Übergangsentwicklung. Ich erwachte in Angst und Lachen, denn es kam mir vor, als verhöhnte und äffte ich Dreißigjähriger, der ich nun heute war, selber den grünschnabeligen Bengel nach, der ich gewesen war, und dieser äffte wiederum mich nach, und wir äfften - mit gleichem Recht - einander nach. O unglückseliges Erinnern, das du zu wissen befiehlst, auf welchen Wegen wir zum letzigen Besitzstand gelangt sind! Und weiter schien es mir im Halbschlaf, doch schon nach dem Erwachen, daß mein Körper nicht einheitlich sei, daß manche Teile noch knabenhaft seien, und daß mein Kopf die Wade verspotte und verhöhne, die Wade ihrerseits den Kopf, daß der Finger sich über das Herz lustig mache, das Herz über das Hirn, die Nase über das Auge, das Auge über die Nase meckere und zetere - und all diese Teile vergewaltigten einander wild in einer Atmosphäre allumfassenden und durchdringenden, allgemeinen Hohnes.  - (fer)

Nachäffen (4)

 

Nachahmung Affe

 

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