Fuschelgeld   Man befürchtet, die Toten seien neidisch auf das glückliche Los der noch Lebenden. Darum tun sie ihnen Böses an. Sie sind bestrebt, Lebende zu sich zu holen. Glück oder Unglück nach dem Tode hängt davon ab, ob die guten Toten uns erwählen oder nicht, aber nicht davon, ob ein Mensch selbst gut oder böse war. In diesen Bereichen kursiert das Muschelgeld, das dazu dient, sich das Leben vor und nach dem Tode angenehmer zu gestalten. Wer kein Geld besitzt, hat keine guten Aussichten nach dem Tode. Man stellt sich dann die Toten, die in einem unterirdischen, durch Höhlen zugänglichen Totenreiche wohnen, als abgemagerte und ungepflegte Wesen vor, die schmutzige und faule Dinge, hauptsächlich Kot, essen.

Sonst freilich ist das Totenreich dem Diesseits sehr ähnlich. Wie auf Erden haben es die Reichen besser, zumal mit dem Tod ihr Muschelgeld ihnen nachfolgt; sie können also ihr Vermögen mitnehmen. Zuweilen denkt man, daß im Land der Toten die soziale Stellung der Verstorbenen derjenigen auf Erden entspricht. So führt auf den Admiralitäts-Inseln ein verstorbener Polizist unter den Toten sein Amt weiterhin aus, treibt Steuern ein und tut all das, was er zu Lebzeiten schon getan hat.   - Hans-Jürg Braun, Das Jenseits. Die Vorstellungen der Menschheit über das Leben nach dem Tod. Frankfurt am Main 2000 (it 2516, zuerst 1996)

 

Geld Muschel

 

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