unkepunke Alfred
Richard Meyer (4.8.1882 - 9.1.1956), alias Munkepunke, alias Alfons Thurand,
alias Rosinus Cosinus der Jüngere, alias Meyer Hambruch. Seit 1900 Lyriker,
erfolgloser Jurastudent in Marburg, Würzburg und Göttingen. 1903/04 erfindet
er gemeinsam mit Hugchen Caspari die Zahnsprache. 1905 wird Meyer als Lektor
im Verlag von Otto Janke tätig, nebenbei schreibt er für die 'Deutsche Romanzeitung',
es folgt die Mitarbeit u.a. bei den Zeitschriften 'Stimmen der Gegenwart', 'Strandgut',
'Die Werdenden', 'Kampf'. Meyer tritt als Mitglied in die 'Freie künstlerische
Vereinigung' in Jena ein. Beim 'Deutschen Blatt' läßt er sich in traditioneller
Weise zum Journalisten ausbilden. 1907 besucht er eine Theaterschule, es kommt
zur Gründung des eigenen Verlages. Daneben ist er als Puppenspieldirektor in
der Berliner Sezession tätig, wo er vor allem Stücke von Paul Scheerbart
aufführt. 1908 heiratet Meyer die bekannte Vortragskünstlerin Resi Langer. 1909-18
leitet er das 'Literarische Institut' und die Verlagsbuchhandlung Taendler in
Berlin. Für das Jahr 1910 sind die ersten Veröffentlichungen eigener Texte im
'Sturm' zu verzeichnen. 1911 ist Meyer als Organisator der Vortragsabende seines
eigenen Verlages tätig. Im Jahre 1912 wird das Pseudonym Munkepunke auf dem
Wannsee aus der Taufe gehoben. Von 1912-1914 ist Meyer Mitherausgeber der Zeitschrift
von 60 zu 60 Tagen 'Die Bücherei Maiandros'. 1913 schlägt die Gründungsstunde
des 'Schwarzen Clubs', dessen Mitglieder sich mit einigen Ausformungen des Okkultismus
.auseinandersetzen. 1915 wird Meyer zum Militär eingezogen, er nimmt am Feldzug
nach Belgien teil. Es kommt zur Scheidung von Resi Langer. 1918 heiratet er
Margarete Wels. 1919 - durch die Vermittlung seines engen Freundes Arno Holz
- Aufnahme Meyers in das Kommitee des 'Kartells Lyrischer Autoren'. Im November
1919 wird die psychographische Loge gegründet, Meyer ist der Leiter der spiritistischen
Sitzungen. Er läßt sich von dem verstorbenen Dichter Lautensack aus dem Jenseits
Gedichte diktieren. Im April 1920 finden die drei ersten ostischen Abende des
'Clubs Kartoffelsalat' im Café Innsbruck Berlin Schöneberg statt. Mitwirkende
sind: Bibergeil (Edgar Firn), Grit Hegesa, Resi Langer, Hyazinth Lehman. Im
Programm finden sich Aktivitäten wie ein 'Antierotischer Foxtrott', 'Rummel
die Bummel di Kicher di Nell', 'Zri die große Zra', 'Zickzackzickzackbärenschinken
(ohne Fleischmarken)', 'Eudoxia Ichtosaurus und Mäxchen Meerschwein'. Im Dezember
1920 wird Meyer als Ansager und Vortragender im Berliner Kabarett 'Schall und
Rauch' aktiv. 1921 verbirgt sich sein Name hinter der Mitgliedsnummer 629 des
'Vereins zur Förderung des Alkoholmißbrauchs und zur Vernichtung aller schädlichen
Alkoholmengen des Blauen Kreuzes'. Von 1921-1929 nimmt Meyer die Stellung des
Chefredakteurs der 'Vereinigten Feuilletonkorrespondenzen' der 'Telegraphen
Union' ein. Der 15. Mai 1922 ist das Gründungsdatum des Stammtisches 'Schönwilfried'.
Am 4. August 1922 schlägt die Geburtsstunde des Zirkus und der Akademie 'Roter
Mond'. Auch die zweite Ehe mit Margarete Wels wird am 2. Februar 1923 geschieden.
1923 ist auch das Datum der Gründung des Verlages 'Die Wilmersdorfer'. Unter
Mitwirkung Meyers wird ein Eulenspiegelabend im Braunschweigischen Landestheater
gestaltet. 1924 ist er Mitglied des 'Verbandes der Freunde des Dampfschifffahrtssports'
und korrespondierendes Schlachtenseemitglied des 'Schwimmclubs geistig hochstehender
Männer', 1925 Mitglied Nr. 212 des 'Schönheitsbuncies, Gemeinschaft für Hochkultur
des Geistes und Körpers durch Lebenserneuerung, Kunst und Eugenie'. 1928 ist
das Gründungsjahr des gastrosophischen Clubs 'Gasteria', im gleichen Jahr heiratet
Meyer zum drittenmal, diesmal Charlotte Dorothee Hönisch. Am 18.12.1928 ist
die Gründung der 'Blauen Nächte' zu verzeichnen. 1933 wird Meyer Mitglied der
'Reichsschrifttumkammer'. Aus dieser prekären Position heraus versucht er, befreundeten
Autoren bei der Veröffentlichung ihrer Texte zu helfen. Nach dem Krieg wird
es ruhig um Alfred Richard Meyer. Er beschäftigt sich nun weniger mit dem Schreiben
als mit dem Sammeln der eigenen Texte. Meyer, von einer Freundin auch zärtlich
"Biedermeyerchen" genannt, stirbt am 9.1.1956.
- Joan Bleicher, Nachwort zu: Alfred Richard Meyer, Des Herrn Munkepunke
Polychromartialisches, antierotischrückendes, philopolemineralogisches, altalkoholgigantisches,
geographischeherezadisches, peripathermästhesiometrisches, anthropophilatelistisches,
internationasales, kontramunkepunktiertes GEMISCH-GEMASCH und andere Texte.
Giessen 1986 (Vergessene Autoren der Moderne XIV, zuerst ca. 1914-19)
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