undfäule
Mein Maultier litt an Mundfäule. Ungeduldig sprang es vorwärts oder blieb plötzlich
stehen; wir zankten uns ständig. Ohne daß ich es merkte, befand ich mich plötzlich
allein im Busch und hatte jede Orientierung verloren.
Was tun? In den Büchern steht, daß man die anderen durch einen Gewehrschuß alarmieren
soll. Also steige ich von meinem Tier herunter und schieße. Nichts. Beim zweiten
Schuß glaube ich, eine Antwort zu hören. Ich gebe einen dritten Schuß ab, der
nur die Folge hat, daß mein Maultier erschrickt; es trabt davon und bleibt in
einiger Entfernung stehen. Methodisch entledige ich mich meiner Waffen und meines
Fotomaterials, lege alles zu Füßen eines Baums nieder, dessen Position ich mir
merke. Dann laufe ich dem Maultier nach, das ich in friedlicher Verfassung sehe.
Es läßt mich an sich herankommen und flüchtet genau in dem Augenblick, da ich
die Zügel zu packen glaube, wiederholt dieses Manöver etliche Male und lockt
mich immer weiter fort. Verzweifelt mache ich einen Satz und klammere mich mit
beiden Händen an seinen Schwanz. Von diesem ungewöhnlichen Verfahren überrascht,
verzichtet es darauf, mir zu entrinnen. Ich steige in den Sattel und will mein
Material holen. Aber wir hatten uns so sehr im Kreis gedreht, daß ich es nicht
mehr finden konnte. Durch diesen Verlust vollends entmutigt, versuchte ich nun,
die anderen wiederzufinden. Weder das Maultier noch ich wußten, welchen Weg
sie genommen hatten. Bald entschied ich mich für irgendeine Richtung, der das
Tier widerstrebend folgte; bald ließ ich die Zügel locker, und es lief im Kreis
herum. Die Sonne näherte sich bereits dem Horizont, ich hatte keine Waffe mehr
und erwartete jeden Augenblick einen Hagel von Pfeilen. Vielleicht war ich nicht
der erste, der sich in dieser feindseligen Gegend herumtrieb; jedenfalls waren
meine Vorgänger nie wieder zurückgekehrt. Und ganz abgesehen von meiner Person
war mein Maultier eine höchst begehrenswerte Beute für Leute, die kaum etwas
zu beißen hatten. Und während ich diesen düsteren Gedanken nachhing, lauerte
ich auf den Augenblick, da die Sonne untergehen würde, denn ich hatte den Plan
gefaßt, den Busch m Brand zu stecken, da ich immerhin noch Streichhölzer besaß.
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(str2)
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