Mund, voller

- René Magritte [?]

Mund, voller (2)

Mund, voller (3)  Mary  aß den ganzen Tag, das heißt, vom Morgengrauen oder jedenfalls von ihrem Erwachen, das, nach dem Zeitpunkt ihres Aufstehens, oder besser, ihres ersten Auftauchens in den Tiefen dieses unglücklichen Hauses zu urteilen, durchaus nicht zeitig erfolgte, bis spät in die Nacht, denn sie ging jeden Abend um Punkt acht Uhr, ohne den Tisch abzudecken, zu Bett, wo sie sofort von einem bleiernen Schlaf übermannt wurde, wenn ihr Schnarchen, von dem man mich oft sagen hörte, daß ich nie von einem ähnlichen gestört wurde, nicht vorgetäuscht war, was mir unglaubwürdig erscheint, da es mit unverminderter Lautstärke die ganze Nacht dauerte, was, wie ich hinzufügen darf, mich in der Vermutung bestärkt, daß Mary wie so viele Frauen auf dem flachen Rücken schlief, eine meines Erachtens gefährliche und abscheuliche Gewohnheit, obgleich ich freilich weiß, daß es Zeiten gibt, in denen es schwierig, ja sogar unmöglich ist, es anders zu machen. Hm! Wenn ich nun sage, daß Mary den ganzen Tag aß, von dem Augenblick, in dem sie morgens ihre Augen öffnete, bis zu dem Zeitpunkt, in dem der Schlaf sie ihr abends wieder schloß, so meine ich, daß Marys Mund während dieser Zeitspanne in keinem Moment mehr als halb leer war, oder, wenn Sie das lieber wollen, weniger als halb voll, denn an die allgemein verbreitete Gepflogenheit, den Mund leerzuessen, bevor man ihn neu füllt, hatte Mary sich ungeachtet ihrer bemerkenswerten Papiere nie selber gewöhnen können. Wenn ich nun sage, daß Marys Mund in Marys wachem Zustand keinen Moment mehr als halbleer oder weniger als halbvoll war, meine Ich nicht, daß es immer so war, denn bei einer gründlichen oder auch nur oberflächlichen Untersuchung hätte er sich in neun von zehn Fällen als zum Überlaufen voll erwiesen, was Marys Gleichgültigkeit gegenüber den Freuden der Unterhaltung in hohem Maße erklärt. - (wat)

 

Mund

 

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