ulm In den Cafés meines Heimatlandes sitzen die alten Zeitungsleser, und mulmig steigen auch schon die Spruchgestänke auf: »Was ist denn der Hitler dagegen...«, »die waren doch alle für uns«, »ich bin ja kein Judenfeind, aber...«, »ich muß ehrlich sagen, mir sind die Juden fast lieber, von der Wirtschaft her...«, »ein zweites Mal dürfen wir im Leben leider nicht anfangen...«: ein riesiger trüber mulmiger Bottich mit unzähligen raschelnden, nie verstummenden, sich unaufhörlich wiederholenden Krebsscheren; die dazugehörigen Krebskörper sind schon krepiert, aber die Scheren scharren und rascheln im Mulm (im vermoderten Baumholz) weiter in Ewigkeit. - Nur einer der Alten fragte: »Haben Sie gestern die Mondfinsternis gesehen?«, und bekam die Antwort: »Nein, ist ohnedies in der Zeitung abgebildet.« - Der Frager sei gelobt; er gehörte auch nicht zu den andern: er nannte die Mondfinsternis »herrlich« und langweilte mit seiner Erzählung davon sichtlich die umsitzenden Mulmbewohner (»Die Ballade vom mulmigen Café«) - (bleist)
 
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