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Gegen alle meine Bestrebungen blieb ich am 4. Februar am Leben. Ich
warf die Bombe auf vier Schritt Distanz, nicht mehr, im Anlauf, direkt, ich
wurde vom Wirbel der Explosion erfaßt, sah, wie der Wagen explodierte. Nachdem
die Wolke sich zerstreut hatte, blieb ich bei den Resten der Hinterräder stehen.
Ich habe in Erinnerung, wie mir Rauch und Holzsplitter direkt ins Gesicht stiegen,
wie meine Mütze heruntergerissen wurde. Ich fiel nicht hin, sondern wandte nur
das Gesicht ab. Dann sah ich ungefähr fünf Schritt von mir, mehr dem Tor zu,
Fetzen der Kleidung des Großfürsten und seinen entblößten Körper... Ungefähr
zehn Schritt hinter dem Wagen lag meine Mütze, ich ging heran, hob sie auf und
setzte sie auf. Ich sah mich um. Meine ganze Jacke war mit Holzstückchen vollgespießt,
Fetzen hingen herunter, und sie war ganz verbrannt. Von meinem Gesicht floß
reichlich Blut, und ich begriff, daß ich nicht würde fortgehen können, obwohl
es einige Augenblicke gab, wo rings um mich kein Mensch war. Ich ging... In
diesem Augenblick hörte man von hinten: >Halt' ihn! Halt' ihn!< Der Spitzelschlitten
überfuhr mich beinahe, und irgendwelche Hände bemächtigten sich meiner. Ich
leistete keinen Widerstand. Ein Schutzmann, ein Reviervorsteher, und ein widerwärtiger
Spitzel sprangen um mich umher... ›Seht nach, ob er keinen Revolver hat, ach,
Gott sei Dank, wie kommt es, daß ich nicht erschlagen bin, wir waren ja auch
da,‹ stammelte zitternd dieser Ochranamensch. Mir tat es leid, daß ich keine
Kugel auf diesen glorreichen Feigling abschießen konnte. ›Was haltet ihr mich,
ich werde nicht fortlaufen, ich habe meine Sache erledigt‹, sagte ich... (Ich
begriff hier, daß ich taub geworden war.) ›Her mit einer Droschke, her mit einem
Wagen.< Wir fuhren in einer Droschke durch den Kreml, und mir war, als müsse
ich schreien: ›Nieder mit dem verfluchten Zaren, es lebe die Freiheit, nieder
mit der verfluchten Regierung, es lebe die Partei der Sozialrevolutionäre!<
Ich wurde in das Stadtrevier gebracht... Ich kam mit festem Schritt herein.
Es war furchtbar widerlich unter diesen jämmerlichen Feiglingen... und ich war
frech, verhöhnte sie. Ich wurde in das Jakimankarevier gebracht, in das Arresthaus.
Ich schlief fest ein. - Ivan Kaljaev, nach: Boris Savinkov, Erinnerungen eines Terroristen. Nördlingen
1985 (Die Andere Bibliothek 4, 1985, zuerst 1917)
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