orologe


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 Morologe (2)



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Morologe (3) In früheren Zeiten, da man Tugenden und Laster gern als schöne Frauen darstellte, hatte auch die Dummheit ihre Gestalt, ihre Attribute und eine weitverzweigte Verwandtschaft: Der spanische Barockschriftsteller Baltasar Gracian gab ihr den Wahn zur Schwester, die Lüge zur Mutter und die Unwissenheit zur Großmutter. (Sein Landsmann Juan Perez de Moya entwickelt gar einen ganzen "Stammbaum der Trottel", in der aus der Verbindung von "Verlorene Zeit" und "Unwissenheit" ein Heer von Dusseln und Dübeln, Dämlacks und Dösbaddels entsteht, dessen Mitglieder allesamt die Namen von Phrasen und Ausreden tragen. Mit solchen Stereotypen hat die Dummheit die ganze Welt angesteckt - ein Virus, der unheilbar ist, zum Glück aber auch unschädlich für alle vitalen Funktionen.

Auch philosophisch ist die Dummheit unbesiegbar, meint Boxsel. Denn an den Kern der Sache kommt niemand heran. Eine erkannte Dummheit ist bloß eine weitere Weisheit, also keine Dummheit mehr. Wenn Sokrates sagt "Ich weiß, dass ich nichts weiß" - dann weiß er schon deshalb nicht mehr nichts. Die Dummheit unserer Intelligenz, das wiederholt Boxsel in seinem anregenden und reich bebilderten Buch immer wieder, besteht darin, dass wir die Dummheit nicht begreifen. Dummheit ist unerreichbar - jedenfalls für den Verstand. Wer wirklich zum Wesen der Dummheit vordringen will, müsste verstummen, weil verdummen. - Martin Ebel, Rez.  Matthijs van Boxsel: Enzyklopädie der Dummheit (Deutschlandradio April 2001)

Morologe (4)  Wie in der "Neuen Literarischen Welt" 1953 Nr. 5 mitgeteilt wird, haben die Filmschauspieler unserer Zeit außerordentlich hohe Vergütungen erhalten, die für die Mitwirkung an einem dieser Massenerzeugnisse bis zu 85000 DM betragen haben. Ein anderer Filmschauspieler bekam für drei kurz nacheinander gedrehte Filme sogar 175000 DM. Immanuel Kant erhielt für seine "Kritik der Urteilskraft" 700 Taler, 16 Göttinger Würste und 2 Pfund Schnupftabak. Diese Gegenüberstellung wirkt auch dann verblüffend, wenn man den Wert des Geldes in den verschiedenen Jahrhunderten entsprechend einsetzt. Andererseits aber besteht natürlich kein Zweifel daran, daß die Werke Kants im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbar sind; daß  sie der Welt des Geistes angehören und damit, gemessen an der Unzahl törichter Menschen aller Jahrhunderte, nur eine verschwindend geringe Leserzahl haben, die sie verstehen können. Die enorme Bezahlung moderner Komödianten des Films ist nur ein Ausdruck für den gewaltigen Massenkonsum der Dummen, die in die Kinos laufen, weil dort den ihrer geistigen Verfassung genau angepaßten, mit minimaler Intelligenz zu bewältigenden Stoff vorgesetzt bekommen. - Horst Geyer, Prof. Dr. med. habil., Über die Dummheit (zitiert nach der 11. unveränderten Auflage Wiesbaden 1984, zuerst 1954)

Morologie
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Dummheitswissenschaft