ord Gromeks Ermordung auf dem Bauernhof ist natürlich die stärkste Szene, die, die das Publikum am meisten mitreißt. Sie ist sehr wild und gleichzeitig sehr realistisch, ganz ohne Musik.
Mit dieser sehr langen Mordszene wollte ich mich einmal gegen ein Klischee absetzen. Im allgemeinen passieren in Filmen die Morde sehr schnell, ein Messerstich, ein Schuß, und meistens nimmt sich der Mörder nicht einmal die Zeit nachzuschauen, ob sein Opfer auch wirklich tot ist. Deshalb dachte ich, es wäre an der Zeit, einmal zu zeigen, wie schwierig, mühsam und zeitraubend es ist, einen Mann umzubringen.
Wegen des Taxichauffeurs draußen vor dem Bauernhof versteht das Publikum, weshalb der Mord lautlos geschehen muß und kein Schuß fallen darf. Entsprechend unserem alten Prinzip muß der Mord mit Mitteln ausgeführt werden, die der Ort und die Personen nahelegen. Wir sind auf einem Bauernhof, und es ist die Bäuerin, die ihn tötet. Wir verwenden folglich Haushaltsgegenstände: einen Topf mit Suppe, ein Küchenmesser, eine Schaufel und schließlich den Gasofen.
Das Höchste an Realismus ist, daß das
Messer in Gromeks Hals abbricht. Es gibt verschiedene schöne
Sachen in dieser Mordszene, die kleinen, sehr kurzen Einstellungen
auf Gromeks Hand, wenn er drohend gegen
Newmans Jacke schlägt, wenn die Bäuerin mit der Schaufel gegen
Gromeks Beine schlägt, und dann Gromeks Finger, die in der Luft
herum fahren, ehe sie starr werden, wenn sein Kopf
in dem Gasofen steckt. - François Truffaut, Mr.
Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? München 1973 (zuerst 1966)
Mord (2) Im großen und ganzen
ist der Mord heute weniger grausam, als er früher war. Der grausame
Mord hat an Beliebtheit verloren. Zwar findet das Publikum
im allgemeinen jeden Mord faszinierend, aber ein ›blutiger‹ Mord
ist nicht so faszinierend - gewünscht wird ein netter, sauberer
Mord in passender Umgebung. - Mary Hottinger (Hg.), Wahre
Morde. Zürich 1978 (Vorwort)
Mord (3) Unser Meister
legte Schlingen und stellte Fallen auf, um ein so edles Wild
wie Nizam al-Mulk im Netz des Todes und des Verderbens zu fangen.
Durch diese Tat wurde sein Ruhm gewaltig vermehrt. Mit der Gaukelei
der Täuschung und dem Kunstgriff
der Lüge, mit arglistiger Verstellung
und hinterhältiger Zurichtung bereitete er den Boden für die
fida'is, um endlich zu fragen: »Wer von euch ist willens, dieses
Land von dem Übeltäter Nizam al-Mulk Tusi zu befreien?« Ein Mann
namens Bu Tahir Arrani legte die Hand auf sein Herz, um seine
Bereitschaft anzuzeigen. Und in der Nacht zu Freitag, dem 12.
Ramadan des Jahres 485 [16.10.1092], bei dem Ort Sahna im Distrikt
von Nihawand näherte er sich, dem Pfade des Irrtums
folgend, um auf ihm zur Seligkeit der künftigen Welt zu gelangen,
als Sufi verkleidet der Sänfte Nizam al-Mulks, der vom Audienzsaal
zum Zelt seiner Frauen getragen wurde, und erstach ihn mit einem
Messer. Noch während er zustieß, erlitt
er das Martyrium. Nizam al-Mulk
war das erste Opfer der fida'is. Unser Meister (mag er nach seinen
Verdiensten gerichtet werden) sagte: »Die Tötung dieses Teufels
ist der Beginn der Seligkeit.« - Bernard Lewis, Die
Assassinen. Zur Tradition des religiösen Mordes im radikalen
Islam. (Die Andere Bibliothek 59, 1989, zuerst 1967)
Mord (4) Es ist nicht
unmöglich, daß er Menschen umgebracht hat. Man muß es durchaus
bejahen, wenn einem Menschen die Lebensseele nehmen die Bedeutung
hat, ihn umzubringen, und wenn man unterstellt, daß solche entseelten
Menschen als Bürger viel glücklicher und erfolgreicher waren,
wie sie mit ein wenig Seele hätten sein
können. Umgekehrt kann das, was man Seelenhilfe für Andre nennen
kann, nicht bewiesen werden und man kann es vielleicht glauben.
- Ueber den Glauben enthalten hohe Bücher viele merkwürdigen
Weisheiten. Es ist wahr, daß sich über den Glauben nicht streiten
läßt, aber vollkommen ist abzulehnen, daß der Glaube selig macht,
denn eine solche Seligkeit gehört zu den unerwünschten Sentimentalitäten. -
Ernst Fuhrmann, Der Geächtete. Berlin 1983 (zuerst 1930)
Mord (5) Todschlag
/ Ableib / Entleibung / Erwürgung eines Menschen /
das bergoßne Menschenblut muß mit Blut versöhnet werden / dann es schreyet von
der Erden / und bringet GOTTES Strafferut über gantze Königreiche. der leichnam
lieget das in seinem warmen Blute / das nun mit voller Flute rinnt in den bart
und Haar. Das Haubt ist halb zerspalten / es kann sich nicht mehr halten / der
Geist in seinem Leibe. Der Meuchelmord / der hinterlistige Todschlag der unbarmherzige
/ Raubgierige / grausame / furchtsame / flüchtige Mörder etc. - (
hrs
)
Mord (7)
Mord (8)