Moos  Die Spähtrupps der Pflanzenwelt hielten einst auf der Verblüffung der Felsen. Tausend Stäbchen Seidenvelours ließen sich damals im Schneidersitz nieder.

Von da an, seit der offenkundigen Kräuselung des Mooses direkt auf dem Felsen mit seinen Liktoren, gebärdet sich alles auf der Welt närrisch, stampft mit den Füßen, erstickt vor unentwirrbarer, unter der Oberfläche wurzelnder Verstrickung.

Mehr noch, die Haare sind gewachsen; mit der Zeit ist alles noch düstrer geworden.

O Besorgnisse mit immer dichterem Fell! Die dicken Teppiche, im Gebet, wenn man sich auf sie setzt, richten sich heutzutage auf mit wirren Bestrebungen. So erstickt man nicht nur, sondern ertränkt sich selbst.

Dem alten, strengen, gediegenen Felsen ganz einfach den Skalp abzuziehen, diese Kolonien aus Schwammgewebe, diese feuchten Strohmatten: nun, bis zur Sättigung, wird es möglich.   - (lyr)

Moos (2)   Duft von Moos: Kein Fleck Erde in irgendeinem jener Dickichte, Gehölze und Weidengcbüschen, die jene Feuchtwiesen säumten, keine Planke und kein Pfosten in den Schleusen, Wehren und Gattern jener weiten Moore, die nicht irgendwo mit Moos, »sanfter als Schlaf«, bewachsen waren. Zarter und feiner gebildet als jedes Gras auf dem Feld, feingliedriger als jeder Seetang im Meer, vom schöpferischen Geist in sich dichter gewebt - und mit einer Art inniger, leidenschaftlicher Geduld - als jedes Blatt im Wald oder jede Flechte an einem Baumstamm, würde dieses heilige Moos der Grafschaft Somerset als vollkommen befriedigendes Lebenssymbol bleiben, wenn jede andere Vegetation in diesem Land ausgerottet wäre. Im Wesen des Mooses liegt eine religiöse Zurückhaltung. Es prahlt nicht mit sich selbst; es verkündet nicht seine Schönheit; seine unendliche Vielfalt winziger Formen wird nicht eher erfaßt, als bis es jemand mit angestrengter Sorgfalt betrachtet. Mit einem besonderen Samtgrün, einem Grün, das wie dunkler Schaum aus den lebendigen Hautporen der Mutter Erde zu quillen scheint, bedeckt dieser urzeitliche Bewuchs mit seinem schattigen Gewebe jeden Fels, Stein und Mauerrest, jede Baumwurzel, Schuppenbedachung und alte Bretterbude, über die der Regen fegen oder der Tau fallen kann. Die zauberhafte Weichheit seines Daseins sammelt sich an den Rändern jedes menschlichen Traums, der seine Herkunft aus dem Leben in Westengland ableitet. Die Erinnerungen der Jugend sind voll davon; die Erinnerungen alter Menschen, die in westenglischen Dörfern unihergezogen sind, tragen es wie ein düsteres, dunkles Gewand gegen die Grabeskälte; und wenn sich die Gedanken der Bettlägerigen mit mitleiderregendem Sehnen dem Leben außerhalb ihrer vier Wände zuwenden, so sinnen sie mit größtem Verlangen über tiefes, regengetränkt es, feuchtes Moos nach, das mit roten Giftpilzen, braunem Laub oder den wehenden Fäden des Altweibersommers besprenkelt ist.  - (cowp)
 
 

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