ondmilch Ihr
werdet mich fragen, was zum Teufel wir eigentlich auf dem Mond zu suchen hatten,
und ich will es euch erklären. Wir sammelten die Milch ein, mit einem großen
Löffel und einem Kübel. Die Mondmilch war sehr dick, wie eine Art Quarkmasse.
Sie bildete sich in den Zwischenräumen der einzelnen Schuppen und bestand aus
Fermenten der verschiedenen irdischen Körper und Stoffe, die von den Weiden
und Wäldern und Lagunen hinaufgeflogen waren, welche der Trabant überquerte.
Sie bestand vornehmlich aus Pflanzensäften, Kaulquappen, Bitumen, Linsen, Bienenhonig,
Stärkekristallen, Störlaich, Schimmel, Blutenstaub, gallertartigen Substanzen,
Würmern, Harzen, Pfeffer, Mineralsalzen, Brennmaterial. Man brauchte den Löffel
nur unter die Schuppen zu stecken, die den verkrusteten Boden des Mondes bedeckten,
und schon war er gefüllt mit diesem wertvollen Schlamm. Nicht im reinen Zustand,
versteht sich; es waren noch viele Rückstände dabei: im Gärungsprozeß (wenn
der Mond die heißen Luftmassen über den Wüsten durcheilte) schmolzen nicht alle
Körper; einige blieben erhalten: Krallen und Knorpel, Nägel, Seepferdchen, Obstkerne
und Stiele, Geschirrscherben, Angelhaken, manchmal auch ein Kamm, und so mußte
man dieses Püree, nachdem man es eingesammelt hatte, auch noch entrahmen und
durch ein Sieb treiben.
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Italo Calvino, Kosmokomische Geschichten. Frankfurt am Main 1969 (zuerst
1965)
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