onat, falscher  Jeder weiß, daß die wunderlich gewordene Zeit mitunter in einer Folge gewöhnlicher, normaler Jahre noch andere Jahre, besondere Jahre, mißratene Jahre aus ihrem Schoß gebiert, Jahre, denen gleich einem sechsten, kleinen Finger an der Hand irgendwo ein dreizehnter, falscher Monat wächst.

Wir nennen ihn falsch, denn er entwickelt sich selten zur Gänze. Wie spät gezeugte Kinder bleibt er im Wachstum zurück, ein buckliger Zwergenmonat, ein halb verwelkter und eher gedachter als wirklicher Ableger.

Schuld daran ist die Altersgeilheit des Sommers, seine lasterhafte und späte Vitalität. Es kommt vor, daß der August verstreicht und daß der alte dicke Stamm des Sommers aus Gewohnheit noch weiter treibt, daß aus seinem morschen Moder unfruchtbare und idiotische Wildlings-Tage, Unkraut-Tage sprießen und daß er obendrein und kostenlos Tage wie Strünke, leer und ungenießbar, hinzufügt - weiße, erstaunte und überflüssige Tage.

Sie sprießen unregelmäßig und ungleichmäßig, ungeformt und miteinander verwachsen wie die Finger einer verunstalteten Hand, knospend und eine Feige weisend. - Bruno Schulz, Die Krokodilgasse, in (bs2)

 

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