oloch In
dem etwas kleineren Raum (der Zeppelinhalle in Staaken) bauten wir die Herzmaschine,
im größeren die Molochmaschine und Molochvision. Beide Maschinen
waren gute zwanzig Meter breit und auch ebenso hoch. Sie standen beide auf hohen
Sockeln, zu denen breite Treppen emporführten. Die Molochmaschine glich, wenn
auch in phantastisch abgewandelter Form, einer der großen Dieselmaschinen, wie
sie in den Maschinenräumen von Überseeschiffen anzutreffen sind. Vierzehn Arbeiter
regulierten auf drei übereinanderliegen-den Etagen an Schalttafeln ihren Gang.
Von den sechs Ventilen schössen, paarweise abwechselnd, ständig Dampfwolken
unter starkem Druck senkrecht empor. Dazu brauchten wir Dampf, viel Dampf auch
für die noch folgenden Aufnahmen. So war es eine besonders günstige Konstellation,
daß es ganz in der Nähe eine Gasanstalt gab, bei der ein Teil des ehemaligen
Zeppelinpersonals arbeitete. Der Chef des Gaswerkes, auch ein Graf Zeppelin,
ein Bruder des Luftfahrers, zeigte sich sehr entgegenkommend, weil sein reparaturbedürftiges
Werk, wie er freimütig zugab, diesen Nebenverdienst dringend brauche. Er verschaffte
uns nicht nur eine der großen Dampflokomotiven, die als Reparationsleistung
bei Kriegsende an Frankreich abgegeben werden mußten, bald aber zurückgeschickt
und gegen leichtere Maschinen ausgetauscht wurden, weil der zu schwache Unterbau
der Schienen den schweren Zugmaschinen nicht standhielt. (...) Wir verfügten
während des Drehens jederzeit über viel Dampf, so viel und so oft wir ihn haben
wollten. In der kalten Halle kam er doppelt zur Wirkung. Technisch verlief alles
reibungslos. Selbst die Verwandlung des gesamten Mittelstückes der Maschine
in eine überdimensionale Fratze mit aufgerissenen Augen und einem Riesenmaul,
das Gesicht des alles verschlingenden Molochs, machte keine Schwierigkeiten.
Nach dem Prinzip der Kombination von Schüfftanverfahren und Schiebespiegel
wurde der gegenüber der Molochmaschine errichtete Molochkopf von oben
nach unten erscheinend in die Maschine eingeblendet. Diese Bilder illustrierten
die Hetzrede des in Marias Gestalt auftretenden Maschinenmenschen, der ihnen
in schrecklichen Visionen ausmalte, wie sie alle von den menschenfressenden
Maschinen, wie die ägyptischen Sklaven, zerschunden und kahlköpfig gefressen
werden würden. Hunderte von kahlgeschorenen, nur mit einem Lendenschurz bekleideten
Männern sollten in dicht gedrängten Reihen, so wie sie tagtäglich zur Arbeit
gingen, wie von einer magischen Kraft angezogen, in den qualmenden, glühenden
Riesenrachen der Molochmaschine springen und darin verschwinden.
Zu keiner anderen Zeit wäre es möglich gewesen, so viele Männer zu finden, die
sich gegen eine geringe Zulage zum Komparsengehalt bereiterklärten, den Kopf
kahlscheren zu lassen. Die monatlich stärker zunehmende Arbeitslosigkeit wurde
so zu Längs Verbündetem. - Erich Kettelhut: Erinnerungen. Unveröffentlicht.
Archiv Filmmuseum Berlin. In: Fritz Lang. Leben und Werk. Bilder und Dokumente.
Hg. Rolf Aurich, Wolfgang Jacobsen und Cornelius Schnauber u. a. Berlin 2001
(Filmmuseum Berlin - Deutsche Kinemathek)
Moloch (2) Die Stadt begann an Durst zu leiden. Das Wasser, welches beim Beginn der Belagerung zwei Kesitah pro Bat gekostet hatte, galt jetzt einen Sekel Silber; auch die Vorräte von Korn und Fleisch erschöpften sich; man fürchtete den Hunger, manche sprachen sogar von unnützen Mäulern, was alle erschreckte.
Vom Khamon-Platz bis zum Tempel des Melkarth waren die Straßen von Leichen versperrt; und da bereits das Ende des Sommers erreicht war, so quälten große schwarze Fliegen die Kämpfenden. Greise trugen die Verwundeten, und fromme Leute feierten die Scheinbegräbnisse ihrer Verwandten und Freunde, die in der Ferne während des Krieges gestorben waren. Nachbildungen der Toten aus Wachs mit Haaren und Kleidern lagen quer vor den Türen. Sie schmolzen von der Hitze der Kerzen, die neben ihnen brannten; die Bemalung lief über ihre Schultern, und Tränen überströmten das Gesicht der Lebenden, welche an ihrer Seite Totengesänge sangen. Die Menge trieb sich herum, bewaffnete Banden kamen vorbei, die Hauptleute riefen Befehle, und man hörte immer den Stoß der Widder, die gegen den Wall prallten.
Die Hitze wurde so drückend, daß die Leichen aufquollen
und nicht mehr in die Särge hineinpaßten. Man verbrannte sie in der Mitte der
Höfe. Aber die Feuer, die nicht genügend Raum fanden, zündeten die nahen Mauern
an, und große Flammen schlugen plötzlich aus den Häusern hervor, wie Blut, das
aus einer Arterie springt. So nahm Moloch Besitz von Karthago; er umklammerte
die Wälle, er wälzte sich durch die Straßen, er verzehrte
sogar die Leichname. - Gustave Flaubert, Salammbô.
Köln 2000 (zuerst 1862)
Moloch (3) Auch der Moloch besitzt in einem gewissen Grade die Fähigkeit, seine Farbe zu verändern; es geschieht dies nach den Beobachtungen Wilsons jedoch niemals plötzlich, vielmehr immer nur sehr allmählich, obschon nicht selten. Die lebhafte Färbung geht dann in düsteres Schiefer- oder Rußfarben über, und die hübsche Zeichnung verschwindet dabei fast ganz.
Der Moloch verdient seinen Namen nicht mit Recht; denn nur sein
Aussehen ist schrecklich, sein Wesen
gänzlich harmlos. - Nach (
Brehm
)
Moloch (4) Moloch, Molech, auch Melchom, so wie Adonis und Achad, ein Götze der Ammoniter, Moabiter und anderer morgenländischer Völker, unter welchem sie die Sonne verehrten. Er wurde als ein Mensch mit einem Ochsenkopfe abgebildet, und seine Bildnisse von Metall hatten unten eine Oeffnung, in welche Feuer gemacht wurde,
um die Kinder, welche man zum Opfer in die ausgestreckten Arme
des Götzen legte, braten zu können. Während des Opfers machten die Priester
mit Pauken und Blaseinstrumenten so vielen Lärm, daß die Aeltern, denen sie
übrigens Glück und Segen versprachen, das Geschrey der Kinder nicht hören, und
zum Mitleiden beweget werden konnten, und die Aeltern und die Geschwister des
geopferten Kindes tanzten dabey nach dem Schalle dieser Instrumente. -
Johan Georg Krünitz, Ökonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-,
Stadt-, Haus- und Landwirtschaft in alphabetischer Ordnung
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