Möbel, tanzende   Da die Tür offengeblieben war, schlich ich mich auf leisen Sohlen heran und sah sie miteinander plaudern, während um sie herum seltsame Möbel höchst wunderlich und ohne Musik zu tanzen schienen. Allmählich blähten sich diese Möbel wie ein Salondichter auf, erhoben sich wiegend und wurden ruckweise größer. Bald sahen sie wie Luxusmöbel, Sessel und Lederdiwane aus. Ein Tisch glich einem Champignon; er war, wie das übrige Mobiliar, mit Leder bezogen.

Sogleich nachdem die Möbel dieses honette Aussehen erlangt hatten und zu schnaufen aufhörten, setzten sich die Unbekannten in die Sessel und fingen wieder zu rauchen an. Vier von ihnen setzten sich an den Tisch und begannen eine Bridgepartie. Gerade waren sie in angenehmster Unterhaltung begriffen, als einer von ihnen seine brennende Zigarre auf dem Tisch ablegte. Während er zorngerötet mit seinem Gegner über dessen Stich stritt, explodierte plötzlich der Tisch wie ein deutsches Luftschiff und brachte Unruhe in das Kartenspiel und die Anwesenden. Ein Neger eilte herbei, um den aufgeblasenen Tisch zu entfernen, der bei der Berührung mit der Zigarre geplatzt war und nun wie ein toter Elefant am Boden lag. Er schlug vor, einen anderen dieser lederbezogenen Gummitische zu bringen, denn es handle sich dabei um eine Möbelneuheit, nach Wunsch auf-und abblasbar und selbst auf Reisen wenig Platz beanspruchend. Doch erklärten die Herren, daß sie keine Lust mehr zum Spielen hätten, und dem Neger blieb nichts weiter übrig, als die Luft wieder aus den Möbeln herauszulassen. Sie sanken in sich zusammen und pfiffen und zischten wie ein russischer Diener vor seinem Gebieter. - Guillaume Apollinaire, Der gemordete Dichter. O. O. 1985

Möbel Tanzen

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