odernismus Ihr
wärt
ihr gut beraten, Mortelle randonnée von Marc Behm zu lesen. Dieses Werk
ist in der Tat nicht nur Handwerk - das heißt, es ist ein «solider Thriller»
in rasantem Tempo, massenhaft mit Morden versehen - es macht sich auch die besten
Seiten des Modernismus zu eigen und versteht es, sie einzusetzen: besonders
der Plot hat zwangsneurotische Züge (ein zweitrangiger Privatdetektiv, der nicht
weiß, was aus seiner vor langer Zeit verlorenen Tochter geworden ist, fixiert
sich auf eine junge Frau im selben Alter und erklärt sich zu ihrem unsichtbaren
Beschützer, sogar als er entdeckt, daß sie eine Serienmörderin ist und selber
unter Zwangsvorstellungen leidet); und die Schreibweise ist voller Bezugspunkte
(der Text von Shakespeares Hamlet lebt
in der Struktur der überraschenden Entwicklungen
wieder auf, neben Zeitungshoroskopen, und natürlich wird, neben anderen, kryptischeren
Anspielungen, in den Horoskopen Shakespeare zitiert);
schließlich steht die Zeit, die über einer verrückten
Welt vergeht, und die Alter und letztendlich den Tod herbeiführt, im Mittelpunkt
der Geschichte (während die Zeit im klassischen Roman
noir im wesentlichen in einer immer gleichbleibenden Scheiße
eingefroren war, so weit, daß Soulat und Duhamel mir unter anderen Ratschlägen,
«um einen guten Polar zu machen», einmal den Rat gegeben haben, sorgfältig zu
vermeiden, daß die Handlung zeitlich eingeordnet werden kann). Mortelle randonnée
ist ein gutes Buch. - Jean-Patrick Manchette, Chroniques. Essays
zum Roman noir. Heilbronn 2005 (DistelLiteraturVerlag, zuerst 1996)
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