ittelmäßigkeitsfieber Ein
Tannenwald in seinem besten Jugendwuchs sagte zu sich selbst: »Solange ich jung
bin, bricht mich jeder Knabe ab, wenn ich alt bin, so haut mich mein Bauer um.
Also will ich immer bleiben, was ich jetzt bin.«
Die armen Tannen dachten nicht, daß sie sich dadurch zur unheilbarsten aller Krankheiten, zum Mittelmäßigkeitsfieber verdammt hatten.
Alle unsere Kräfte haben in sich selbst einen Trieb, sich immer mehr zu entfalten
und stärker und brauchbarer zu werden; das Stillstehen dieses Triebs ist die
Quelle des Zurückschreitens aller unserer Kräfte und der damit verbundenen Krankheit
des Mittelmäßigkeitsfiebers, dieses unendlichen Versinkens unserer selbst in
uns selbst. Dieses äußerste Versinken in dieses tiefe
Verderben der Menschennatur fängt gewöhnlich mit einer großen Gleichgültigkeit
auf Gegenstände an, die die Aufmerksamkeit und das Intresse jedes gesund belebten
Menschen ansprechen; der Mensch in diesem Zustande äußert sich gewöhnlich in
einem solchen Falle mit den Worten: »Es ist nichts daran gelegen - es ist mir
nichts daran gelegen.« - Wer immer dieses Wort auf eine auffallende Art im Munde
führt, von dem kannst du sicher glauben, er ist in einem hohen Grad von dieser
Krankheit, die das Heilige aller Kräfte der Menschennatur in uns selber tötet,
ergriffen. -
Johann Heinrich Pestalozzi, Fabeln. München 1993 (zuerst 1797)
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