itte In Berlin waren unsere Quartiere ebenso elend als das erstemal, fielen uns aber jetzt, da es schon anfing, unfreundliches Wetter zu werden, weit beschwerlicher. Wir brachten volle fünf Wochen hier zu, und da begegnete uns gar manches.
Meine neue Wohnung stand zwischen zwei Bordellen in der Behrenstraße: auf der einen Seite war Madame Lindemann, auf der anderen eine andere stille Wirtschaft, die man die »Diamantene Schnalle« nannte.
Ein Bursche von der Kompanie hatte gerade gegenüber sein
Quartier, auch in einem Bordelle. Man muß wissen, daß jenes ganze
Viertel fast aus lauter Bordellen besteht, und daher das Hurenviertel
genannt wird: es begreift die Behren-, Französische und Kanonierstraße
in sich. Der Bursche stand abends vor der Tür, als ein Kanonierleutnant
kam und in dieses Stramhaus – so nannten die Soldaten diese Häuser in
Berlin – gehen wollte. Er fragte den Burschen, was er da stünde, und
ohne seine Antwort abzuwarten, hieß er ihn alsobald reisen. Der Bursche
erwiderte, daß hier sein Quartier sei, und daß er sich da nicht wegjagen
lasse. Das verdroß den Herrn Offizier so sehr, daß er nach dem Degen
griff und Gerstenberg, so hieß der Soldat, damit schlug. Gerstenberg
sprang fort und verklagte den Offizier, dessen Name ihm bekannt geworden
war. Herr von Mandelsloh meldete die Sache an den Obristen der
Kanoniere, und da mußte der Herr Leutnant sich mit dem Soldaten abfinden
und ihm Abbitte tun. So war es auch schon recht! Die Herren würden
sonst denken, der Soldat sei bloß da, sich von ihren närrischen Grillen
hudeln zu lassen!
- F.C. Laukhards, vorzeiten
Magister
der Philosophie und jetzt Musketiers
unter dem Thaddenschen Regiment zu Halle, Leben und Schicksale, von ihm selbst
beschrieben und zur Warnung für Eltern und studierende Jünglinge herausgegeben.
Fünf Teile, 1792–1802
Mitte (2) Ich bin wirklich schön,
vom Scheitel bis zur Sohle, aber der wahre Schatz liegt hier in der Mitte.
- Die Kaiserin Theophano, nach: Luigi Malerba, Das
griechische Feuer. Berlin 1991 (zuerst 1990)
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