»Er hat die Obstwiesen als Mitgift bekommen?«
»Genau. Moretti hat sie für ihn gekauft und ist dafür seine spinnige Schwester losgeworden.«
»Wo war sie denn vorher?«
»Bei den Nonnen. Aber die wollten sie nicht länger behalten, denn sie war
zwar anstellig - sie haben ihr ein bißchen Hauswirtschaft beigebracht, und sie
hat in der Küche geholfen —, aber sie ist nachts so und so oft verschwunden.
Logisch wurde sie am Ende schwanger, und danach wollten die Nonnen sie loswerden.
Moretti hätte sie entweder zu sich nehmen oder sie in eine Heilanstalt geben
müssen, wen er nicht eine Möglichkeit fand, sie sonst unterzubringen.«
- Magdalen Nabb, Tod in Florenz. Zürich 1992 (zuerst 1987)
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Mitgift (3) Er hätt Varginia in einen Keller versperren
können, allwo er ihr Wildtäpfel und Heylkräuter und anderen Dreck von den Lehnsfeldtern
hätte zu fressen gegepen, als da seyndt Eckern und Eycheln und Korneln und Wildtkirschen,
er hätt ihr das Gefängnis mit Eidexen und Schwartzschleychen
und schleymichten Schnecken und Kanalratten
und Spuckkröthen anfüllen können und dazu sagen: All-dies seyndt die besten
Erzeugnisse des Lehens, das deyn Vatter die Groszzügichtkeyth hatte, dir als
Mitgifft zu gepen. Frisz nur, Varginia, und sättige dich an den reychen Früchten
dieses Landtes. Inmitten dieses Gedankens ver-weylte Bellaugh länger bey den
Schnecken, ein feynschmeckerisch Essen, das er auch gerne für sich selbste hätte
gesammlet.
- Luigi Malerba, Pataffio. Berlin 1988
Mitgift (4) Auch wenn Dürers Vater nicht bestimmen konnte,
wie sein Sohn sich den Lebensunterhalt zu verdienen gedachte,
so hat er doch dessen Heirat arrangiert, indem er ihn mit Agnes
Frey verlobte, der Tochter eines anderen sehr erfolgreichen Metallhandwerkers
der Stadt und Enkelin eines Nürnberger Mittelsmannes für das
bedeutende Florentiner Bankiersgeschlecht der Medici. Albrecht
brach im Herbst 1494, kurz nach der Eheschließung mit Agnes,
zu seiner ersten Italienreise auf, um der von der Pest befallenen
Stadt zu entfliehen. Seine bedauernswerte Frau ließ er kurzerhand
dort zurück und kehrte erst im Frühjahr des kommenden Jahres
wieder. Obwohl Agnes eine nicht unbeträchtliche Mitgift in die
Ehe einbrachte, scheint sie sich zeitlebens um die finanziellen
Mittel gesorgt zu haben, zumindest laut Pirckheimer, der
(in einem nie abgeschickten Brief) behauptet,
ihr Geiz habe zusammen mit ihrer fanatischen
Frömmigkeit den ständig überarbeiteten
Ehemann im Alter von nur siebenundfünfzig
Jahren in den Tod getrieben. - Colin Eisler, Dürers
Arche Noah. Tiere und Fabelwesen im Werk von Albrecht Dürer.
München 1996 (zuerst 1991)
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