Mistfabrik   »Fresse, Fresse!« sagte Mjentus ordinär wie immer. »Ganz wie bei uns in der Schule! Kein Wunder, daß Krankheiten sie beißen, daß sie das Elend drückt - solch ein Gesindel kann man nicht anders als drücken und beißen. Was für ein Teufel hat sie so zugerichtet? Ich bin überzeugt, daß sie gar nicht imstande wären, so viel Scheußlichkeiten, so viel Mist und Ekelhaftes zu machen, wenn sie nicht von jemand speziell dazu abgerichtet worden wären. Warum kriecht das aus ihnen so heraus, und warum nicht aus einem Bauern, der sich doch niemals wäscht? Wer, frage ich, hat aus diesem guten, braven Proletariat eine solche Mistfabrik gemacht? Wer hat ihnen diesen Dreck und diese Grimassen beigebracht? Sodom und Gomorra - hier finden wir keinen Bauernbengel. Weiter! Wir müssen weiter! Wo wird denn endlich Wind wehen?«

Doch es weht kein Wind. Stagnation. Die Menschen treiben im Menschlichen wie Fische im Teich, Gestank steigt zum Himmel, aber nirgends ein Bauernbengel. Einsame Näherinnen magern, Friseurgehilfen setzen Fett an im billigen Luxus, kleinen Handlangern knurrt der Magen, arbeitslose Mägde auf kurzen und dicken Waden bringen aus sich schlechte Worte hervor, falsche Redewendungen und prätentiöse Töne, die Apothekerfrau tut sich mit stolzen Manieren vor dem Aufwaschmädel groß, das Aufwaschmädel tut sich ebenfalls groß auf hohem, dünnem Absatz. Nackte Füße, eigentlich barfuß und dennoch in Schuhwerk, Füße, die nicht sich und nicht in Schuhe gehören, und ebensolche Köpfe in Hüten, ländlicher und bäurischer Körperrumpf in Damen-und Herrenkonfektion.

»Fresse!« sagte Mjentus. »Nichts Ehrliches, nichts Natürliches, alles nachgeäfft, imitiert, falsch und erlogen!«   - (fer)

 

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