ißstand  Was ist ein System? Im einfachsten Fall ist ein System ein Geflecht von miteinander verknüpften Variablen. Abb. 20 zeigt ein Beispiel. Man sieht hier die Abhängigkeitsbeziehungen, die zwischen den einzelnen Variablen eines Gartenteiches bestehen können. Die mit «±» gekennzeichneten Pfeile kennzeichnen «positive» Wirkbeziehungen, die man als «je mehr... desto mehr... und je weniger... desto weniger... »-Beziehungen interpretieren kann. Die mit «—» gekennzeichneten Beziehungen sind «je mehr... desto weniger... und je weniger... desto mehr.. .»-Beziehungen, die in Kreisen endenden Beziehungen indizieren «Begrenzungen»; die entsprechende Variable kann nur so weit wachsen, wie es der Größe der Einflußvariablen entspricht. Im einzelnen wollen wir dieses System nicht betrachten; die Abb. 20 macht aber unmittelbar klar, daß man im Grunde nichts in diesem System beeinflussen kann, ohne nicht alles andere auch zu beeinflussen.

Es ist gewöhnlich vernünftig, bei der Behandlung eines Mißstandes nicht nur diesen selbst zu betrachten, sondern zusätzlich das System, in welches er eingebettet ist. Sonst gerät man leicht in die Gefahr, nur die Symptome zu kurieren und nicht die eigentlichen Wurzeln des Übels. Auch gerät man in die Gefahr, unangenehme Neben- und Fernwirkungen der eigenen Eingriffe zu übersehen und infolgedessen durch bestimmte Maßnahmen auf die Dauer mehr Schaden als Nutzen zu stiften.

Ein System ist eine Menge von Variablen, die durch ein Netzwerk von kausalen Abhängigkeiten miteinander verbunden sind. Die Variablen eines Systems können auch von sich selbst abhängig sein. Die Population der Fische in einem Gartenteich beispielsweise ist über die Geburten- und über die Sterberaten von sich selbst abhängig.



Abb. 20: Ein Teich als System (nach Rosenfeld 1988). Man sieht die positiven und negativen Abhängigkeiten der einzelnen Systemvariablen, Abhängigkeiten von Variablen außerhalb des Systems, Begrenzungen

Die Betrachtung eines Mißstandes als eingebettet in ein System erlaubt das Erkennen von positiven Rückkopplungen, negativen Rückkopplungen, «Abpufferungen», «kritischen» Variablen, «Indikatorvariablen». - Aus: Dietrich Dörner, Die Logik des Mißlingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen. Reinbek b. Hamburg 1992 (rororo Sachbuch 9314)

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