ißgeschick  Die wenigen journalistischen und literarischen Erfolge von Bierce waren von unseligen Mißgeschicken in seinem Privatleben begleitet. 1889 wurde sein ältester Sohn in einem törichten Zank um die Gunst eines nicht allzu begehrenswerten Mädchens totgeschossen. 1891 wurde Bierce endlich von seiner Frau verlassen, die aber anscheinend von so schwerfälligem Temperament war, daß sie noch weitere dreizehn Jahre benötigte, um sich zu einer Scheidung zu entschließen. 1901 starb sein jüngerer Sohn an Alkoholismus. San Franzisko, die Stadt, die er lieben gelernt hatte, wurde 1906 von Erdbeben und Feuer zerstört. Zunehmend asthmatisch, verbittert und menschenfeindlich, fand sich Bierce unklugerweise bereit, als Korrespondent für die in San Franzisko erscheinende Tageszeitung ›American‹ an der Ostküste, in Washington, zu arbeiten. Dort schrieb er dann auch für Zeitschritten der Ostküste, zum Beispiel für ›The Cosmopolitan‹. Bis 1913 führte er ein querulantes Dasein, das immer weniger und weniger glanzvoll oder befriedigend wurde. Schließlich machte er sich nach Mexiko auf, wo er noch immer am Leben sein mag, gestraft mit Unsterblichkeit in einer Welt, die er haßt und verachtet. Wenn er auch vermutlich im Strudel von Pancho Villas mexikanischer Revolution umgekommen ist, wir besitzen keine verläßliche Nachricht, keinen Beweis von seinem Tode. - Edouard Roditi, Nachwort zu: Ambrose Bierce, Mein Lieblingsmord. Frankfurt am Main 1974 (it 39)

Mißgeschick (2) Commendatore G., ein trotz dieses Titels geistvoller Mann, pflegt das Erzählen seiner Mißgeschicke mit zwei Witzen zu illustrieren, die er mit unwiderstehlicher Mimik garniert. Der erste: »Wenn der liebe Gott jemanden reinlegen will...« - dazu mimt er den lieben Gott, der vom Himmel herabäugt, um den dafür passendsten Ort ausfindig zu machen —, »... dann läßt er ihn, bumms, in Sizilien zur Welt kommen.« (Die Hand deutet an, wie etwas fallengelassen wird, der Blick folgt befriedigt dem fallenden Objekt und explodiert schließlich wie ein Feuerwerk, wie ein Freudenfeuer.) Der zweite: »Gibt es ein Mittel, um die Probleme Siziliens zu lösen?« Pause. Die Zuhörer werden in erwartungsvolle Stimmung versetzt. »Es gibt eines.« Wieder eine, diesmal noch längere Pause. »Das Flugzeug.«

Ich besteige kein Flugzeug. Aber ich muß gestehen, daß ich in diesen Tagen das Gefühl habe, schrecklich und unwiderruflich hereingelegt worden zu sein. - Leonardo Sciascia, Schwarz auf schwarz.  München 1991 (dtv 11328, zuerst 1979)

Mißgeschick (3)   Infortune (Grammatik). Folge von Unglücksfällen, zu denen der Mensch keinen Anlaß gegeben hat & bei denen er sich keinen Vorwurf zu machen braucht. Das Mißgeschick bricht über uns herein; manchmal ziehen wir das Unglück an. Es scheint Menschen zu geben, die vom Mißgeschick verfolgt werden, das heißt, die ihr Schicksal überall hinführt, wo es Verluste zu ertragen, Widrigkeiten zu erdulden, Schmerzen zu erleiden gibt. So ist die Welt für sie eingerichtet & sie für die Welt. Allein schon diese Notwendigkeit würde ausreichen, ein halbwegs vernünftiges Wesen zur Ablehnung des Lebens zu bringen, wenn man zwischen dem Nichts & der Welt einen Ort & vor der Geburt einen Augenblick vermuten könnte, wo man ihm all das vor Augen führte, was er, wenn er leben will, zu fürchten & zu erhoffen hat. - Diderot,(enc)

Glück Schicksal
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