Mischgott  Um das Jahr 1905 wußte ich, daß die allwissenden Seiten (von A bis All) des ersten Bandes des Diccionario enciclopédico hispano-americano von Montaner y Simón eine knappe und beunruhigende Skizze bargen: das Porträt einer Art von König mit einem Hahnenkopf im Profil, männlichem Oberkörper mit ausgebreiteten Armen, die einen Schild und eine Geißel führten, und im übrigen einen eingerollten Schwanz, auf dem er thronte. Um das Jahr 1916 las ich die folgende undurchschaubare Aufzählung Quevedos: »Es gab den verfluchten Ketzer Basilides. Es gab Nikolaus, den Antiochier, Karpokra-tes und Kerinthos und den niederträchtigen Ebion. Dann kam Valentinus, der allem, was da ist, das Meer und das Schweigen als Anfang setzte.« Um das Jahr 1923 durchblätterte ich in Genf ich weiß nicht mehr welche Ketzerlehre in deutscher Sprache und erfuhr, daß die widerwärtige Zeichnung einen gewissen Mischgott darstellte, den schändlicherweise der nämliche Basilides verehrt hatte. Ich erfuhr auch, welch verzweifelte und großartige Männer die Gnostiker gewesen waren, und lernte ihre feurigen Spekulationen kennen.   - Jorge Luis Borges, Eine Rechtfertigung des falschen Basilides. In: J.L.B., Kabbala und Tango. Essays. Frankfurt am Main 1991
 

Götter Mischung

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