Minutenzeiger  »›Wir müssen einmal an einem Donnerstag hierher kommen‹, schlug Miss Hoyet vor.

›Warum gerade an einem Donnerstag?‹ fragte ich erstaunt.

›Das ist der Fütterungstag der Schlangen‹, antwortete sie seelenruhig.

Wir kamen wirklich an einem Donnerstag wieder. Und noch jetzt bedaure ich diesen Besuch. Wer nicht mit eigenen Augen gesehen hat, wie die Boa Constrictor ein Meerschweinchen oder ein Kaninchen, das man ihr vorwirft, zunächst erwürgt und dann mit methodischer Langsamkeit zerquetscht, der kann sich von der Häßlichkeit dieses grausigen Schauspiels keine Vorstellung machen. ›Grausig‹ ist nicht übertrieben. Denn alles, was sich langsam und unerbittlich vollzieht, hat mich von jeher mit Grauen erfüllt. Und mit ausgesuchter Langsamkeit näherten sich die Schlangen ihrem Opfer; zunächst um es nicht zu erschrecken, dann um es zu hypnotisieren. Mit welcher Langsamkeit zerdrückten sie es, mit welcher Langsamkeit verschlangen sie es, während es noch aufzuckte. Das war die unerbittliche Langsamkeit des Minutenzeigers. Für den oberflächlichen Betrachter scheint dieser Zeiger stillezustehen, und doch dreht er sich in einer Stunde rund herum und zeigt den letzten Seufzer manches Sterblichen.«   - Maurice Sandoz, Die Tsantsa. In: M. S., Am Rande. Zürich 1967

Minutenzeiger (2)

- Topor

 

Uhr Zeiger

 

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