illionär  Phil Spector war mächtig gute Nachrichten für die Verlierer. Da war er, siebzehn Jahre alt. Er war nicht hart, kein Ellenbogentyp, nicht grob, er war nicht einer von den Jungs. Er hielt die meisten Amerikaner für Tiere und stand höllische Qualen aus bei dem geringsten Anzeichen, daß man sich um ihn zusammenrottete. Er war einfach nicht wie geschaffen.

Aber er ging ins Pop-Geschäft und wurde Millionär. Einfach so. Vom Start bis zum Ziel in fünf Jahren. Isolierte sich gegen alles, was er verachtete. Ließ sich das Haar lang wachsen und trug ausgefallene Kleidung und legte sich ein Falsett zu. War auffällig und provozierend, wo es nur ging. Und damit kam er nicht nur ungeschoren davon, sondern wurde sogar berühmt dafür, wurde gefeiert. Also schön, er war talentiert, sehr talentiert sogar. Aber trotzdem, er hat Außergewöhnliches erreicht.

Außer natürlich, daß er eines Abends in einem Nachtclub tanzte und ein großer Mann ihn halb durch den Raum boxte. Es ist nicht so einfach, das ist Amerika. Danach mußte er sich Leibwächter anheuern. Nicht einmal mit zwei Millionen Dollar konnte man in Ruhe gelassen werden.  - (awop)

Millionär (2)

Millionär (3)  Er war nur zum Mittagessen ins Ritz gegangen, aber er verließ es erst vierzehn Tage später wieder.

Er schloß sich in seiner Suite ein, um seine erste Nacht als Millionär zu feiern, und trank eine Flasche Chivas Regal. (.Bringen Sie mir den besten Whisky, den Sie haben', hatte er gesagt.) Am nächsten Morgen hatte er einen Kater, und er schwor sich hoch und heilig, daß er nie wieder trinken würde. Sánchez war eigentlich kein Trinker, denn er wußte, daß ihm der Alkohol nicht guttat. Vom Trinken bekam er Gliederschmerzen und schlechte Laune. Außerdem machte Alkohol ihn aggressiv. Voller Pessimismus und Bitterkeit und nur halb bei Bewußtsein schwor er dem Alkohol und dem Glücksspiel ab. Er wußte, daß das Glücksspiel wie ein Fluch auf einem lasten konnte, und daß man durch dieses Laster alles verlieren konnte. Er hatte einige Taxifahrer kennengelernt, die Einbrecher geworden waren, um ihre Spielschulden bezahlen zu können. Er kannte einen Taxifahrer, dessen Frau auf den Strich ging, nur weil er pausenlos am Spieltisch in irgendeiner Kneipe in der Avenida Mistral saß. Deshalb schwor sich Sánchez in seiner Katerstimmung: keine Sauftouren, keine Schlägereien, kein Glücksspiel, kein Bingo. Er wußte noch nicht, was er machen würde, aber all das mit Sicherheit nicht. Bei allem, was ihm heilig war, schwor er, daß er keinem dieser Laster verfallen werde.

In seiner Suite im Hotel Ritz beschloß er, alle möglichen Briefe in Empfang zu nehmen und zu lesen. Parfümierte Briefe von heiratswilligen jungen Mädchen und lästige Briefe von Verwandten aus Zamora - dreckige Bauernlümmel, die ihn daran erinnerten, daß er mit ihnen verwandt war. ,Wir freuen uns sehr über Dein großes Glück', schrieben sie kriecherisch und geifernd wie Straßenköter, die um ein paar Brosamen betteln. Aber von ihm würden sie nichts kriegen! Hochglanzbroschüren, die ihm rieten, wie er am besten sein Geld anlegen sollte, und die ihm alles mögliche zum Verkauf anboten: Häuser, Villen, Chalets, Wohnungen und Autos, Stereoanlagen, Videogeräte, Möbel, Schmuck und Antiquitäten, sowie diverse Versicherungen, die ihm vorschlugen, alle seine Neuanschaffungen zu schützen.

Die Detektei Avizor, beispielsweise, garantierte ihm Schutz und Bewachung seiner gesamten Reichtümer. Sánchez hatte das Gefühl, daß in dem Brief der Detektive von Avizor ein leicht ironischer Unterton mitschwang, so als wollten sie sagen: 'Wir möchten uns lediglich an Ihnen bereichern.' Merkwürdigerweise weckte gerade das sein Vertrauen. - Andreu Martín, Hammerschläge. Bühl-Moos u. Baden-Baden 1991

 

Besitz Reichtum

 

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