Militärparade  Da erschien weit hinten, ohne jedes Geräusch, ein Etwas, dann ein zweites, ein drittes. Jedes dieser Dinger, die da in langer Reihe herankamen, hatte vier Gummireifen, aber es handelte sich weder um richtige Autos, noch um Lastwagen, noch um Panzerwagen — überhaupt um keine Art bereits bekannter Fahrzeuge. Eher konnte man an seltsame Karren denken, deren Anblick ungewohnt und in gewisser Hinsicht schäbig wirkte.

Ich stand in einer der ersten Reihen und konnte daher alles genau beobachten. Es gab da Fahrzeuge in Röhrenform, solche, die aussahen wie Kochtöpfe, andere, die an Feldküchen erinnerten, wieder andere, die man für Särge hätten halten mögen — doch alle diese Vergleiche stimmten nur bis zu einem gewissen Grade. Die Dinger waren nicht groß und machten auch nicht den Eindruck von kompakter äußerer Kraft, der oft sogar häßliche Maschinen irgendwie adelt. Die metallischen Gehäuse, mit denen sie verkleidet waren, sahen aus, als seien sie aufs Geratewohl zurechtgeschlossert worden, und ich erinnere mich an eine Seitentür, die verbogen war, nicht schloß und ein blechernes Geklapper von sich gab. Allesamt waren sie gelblich gestrichen und mit sonderbaren grünen Zeichnungen versehen, die wohl der Tarnung dienen sollten. Die Besatzung saß paarweise im hinteren Teil der Vehikel und kam nur mit dem Oberkörper zum Vorschein. Völlig ungewohnt auch die Uniformen, die Helme und die Bewaffnung: automatische Musketen, mit denen die Soldaten offenbar bloß zu dekorativen Zwecken ausgestattet waren, ähnlich wie noch vor nicht allzu vielen Jahren die Kavallerie Säbel und Lanzen trug.

Zweierlei machte sofort großen Eindruck: die völlige Geräuschlosigkeit, mit der die Maschinen sich bewegten, unverkennbar von einer bisher nicht bekannten Kraft angetrieben; ganz besonders aber das körperliche Aussehen der Besatzung. Das waren nicht kräftige, sportgewohnte junge Männer gleich denen auf den Panzerwagen, sie waren nicht von der Sonne verbrannt, sie lächelten nicht in naivem Soldatenübermut, schienen aber auch nicht von strenger, militärischer Verschlossenheit. Mager waren die meisten von ihnen, seltsame Typen von Philosophiestudenten, mit mächtigen Stirnen und Nasen.   - Dino Buzzati, Die Maschine des Aldo Christofari. Frankfurt am Main 1985

Militärparade (2)

- Bosc

 

Machtsprache Parade

 

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