ilch, schwarze  Bevor er eintrat, blickte er über das Gitter in die Tiefe und sah jetzt das Meer so, wie er es gewohnt war: es brauste ausgegossen im Abgrund unter seinen Füßen. Als er eintrat, saß Frau Efrosinija barfuß da und weinte in ihr Haar. Vor ihr befand sich auf einem dreibeinigen Schemel eine Sandale, in der Sandale ein kleines Brot, in der Nase der Sandale brannte eine hineingesteckte Wachskerze. Unter dem Haar ließen sich die entblößten Brüste von Frau Efrosinija sehen, die, als seien es Augen, Wimpern trugen und Augenbrauen, und aus ihnen tropfte, gleich schwarzen Blicken, eine dunkle Milch. Mit Händen, die je zwei Daumen hatten, brach sie Stücke eines Brotes und legte sie sich in den Schoß. Waren diese von den Tränen und der Milch durchweicht, warf sie sie vor ihre Füße; diese Füße aber hatten an den Zehen anstelle von Nägeln Zähne. Mit aneinandergelegten Fußsohlen kaute sie mit diesen Zähnen die hinuntergeworfene Nahrung; da es aber keine Möglichkeit gab, sie zu schlucken, wälzten sich die gekauten Bissen um sie herum im Staub...

Als sie Koën erblickte, zog sie ihn an sich und führte ihn in ihr Schlafgemach. Sie machte ihn in dieser Nacht zu ihrem Geliebten, ließ ihn von jener schwarzen Milch trinken und sprach:

»Saug nicht allzusehr, damit du nicht alterst, denn es ist die Zeit, die aus mir fließt. Sie stärkt bis zu einem gewissen Grade, doch dann schwächt sie...«

Nach dieser Nacht, die er mit ihr verbracht hatte, beschloß Koën zu dem ihren, zum christlichen Glauben überzutreten. Darüber sprach er öffentlich wie in einem Rausch, so daß sich die ganze Sache herumsprach; es geschah jedoch nichts. Als er Frau Efrosinija seine Absicht bekundete, sprach sie zu ihm:

»Das darfst du keinesfalls tun, denn wenn du es wissen willst, auch ich bekenne nicht den christlichen Glauben, oder besser gesagt, Christin bin ich nur vorläufig und nach meinem Gemahl. In Wirklichkeit gehöre ich auf eine bestimmte, sehr komplizierte Art und Weise der jüdischen Welt an. Vielleicht hast du bemerkt, daß du zuweilen auf dem Stradun einen dir gut bekannten Gürtel an einer dir völlig unbekannten Person beobachten kannst. Alle stecken wir in solchen Gürteln, auch ich. Ich bin ein Teufel, mein Name ist Traum. Ich komme aus der hebräischen Hölle, aus Gehenna, mein Sitzplatz ist auf der linken Seite des Tempels, unter den Geistern des Bösen, ich bin ein Nachfahre des Gebbura, von dem die Schrift sagt: ›atque hinc in illo creata est Gehenna.‹ Ich bin die erste Eva und heiße Lilith, ich kannte den Namen Jehovas und zerstritt mich mit lhm. Seither fliege ich in Seinem Schatten zwischen den siebendeutigen Bedeutungen der Thora. In der jetzigen Gestalt, die du siehst und die du liebst, bin ich erschaffen aus der Vermengung von Wahrheit und Erde; ich habe drei Väter und keine einzige Mutter. Und ich darf nicht rückwärtsgehen. Wenn du mich auf die Stirn küßt, werde ich sterben.« - (pav)

 

Milch

 

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