ethodenkritik
Die heute üblichen logisdien Verfahrensarten werden nur noch zur
Lösung zweitrangiger Probleme verwendet. Mit dem absoluten Ra-tionaiismus, dem
heute noch alle Welt frönt, kann man nur Erfahrungstatsachen im engsten Sinn
in den Griff bekommen ... Da erübrigt es sich, noch ausdrücklich hinzuzufügen,
daß der Erfahrung und dem Experiment strikte Grenzen gezogen sind. Das Erfahren
und Experimentieren rennt wie ein Tiger im Käfig umher, und es wird immer schwieriger,
es aus diesem Gefängnis zu befreien. Auch bei der Erfahrung geht es nur noch
um den sofortigen Nutzen und die auf der Hand liegende Brauchbarkeit. Der gesunde
Menschenverstand ist ihre alleinige Richtschnur ... Im Vertrauen auf FREUDS
Entdeckungen gewinnt aber Heute eine Auffassung an Boden, die den Forscher nicht
mehr davon abhält, seine Untersuchungen weiter voranzutreiben, und ihm auch
nicht mehr vorschreibt, ausschließlich platteste Realitäten ins Auge zu fassen.
Es ist jedoch festzuhalten, daß es für die Durchführung des neuen Vorhabens
überhaupt noch keine bewährten oder von vornherein Erfolg versprechenden Methoden
gibt und daß dieses Unterfangen bis auf weiteres noch sowohl dem Tätigkeitsfeld
der Dichter wie auch dem der Geisteswissenschaftler zugeordnet werden kann.
Ob es Erfolg haben wird, hängt keineswegs von den mehr oder weniger zufälligen
Methoden ab, die dabei benutzt werden ... - André Breton, Le
Surréalisme et la peinture, nach: Maurice Nadeau, Geschichte des
Surrealismus, Reinbek bei Hamburg 1986 (zuerst 1945, re 437)
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