etaphysik
Die Metaphysik, in welche ich das Schicksal habe verliebt zu sein,
ob ich mich gleich von ihr nur selten einiger Gunstbezeugungen rühmen kann,
leistet zweierlei Vorteile. Der erste ist, denen Aufgaben ein Gnüge zu tun,
die das forschende Gemüt aufwirft, wenn es verborgenem Eigenschaften der Dinge
durch Vernunft nachspähet. Aber hier täuscht der Ausgang nur gar zu oft die
Hoffnung, und ist diesmal auch unsern begierigen Händen entgangen.
Ter, frustra comprensa manus, effugit
imago,
Par levibus ventis volucrique simillima somno.
Virg.
Der andre Vorteil ist der Natur des menschlichen Verstandes
mehr angemessen und besteht darin: einzusehen, ob die Aufgabe aus demjenigen,
was man wissen kann, auch bestimmt sei und welches Verhältnis die Frage zu denen
Erfahrungsbegriffen habe, darauf sich alle unsre Urteile jederzeit stützen müssen.
In so ferne ist die Metaphysik eine Wissenschaft von den Grenzen der menschlichen
Vernunft, und da ein kleines Land jederzeit viel Grenze hat, überhaupt auch
mehr daran liegt, seine Besitzungen wohl zu kennen und zu behaupten, als blindlings
auf Eroberungen auszugehen, so ist dieser Nutze der erwähnten Wissenschaft der
unbekannteste und zugleich der wichtigste, wie er denn auch nur ziemlich spät
und nach langer Erfahrung erreichet wird. Ich habe diese Grenze hier zwar nicht
genau bestimmt, aber doch in so weit angezeigt, daß der Leser bei weiterem Nachdenken
finden wird, er könne sich aller vergeblichen Nachforschung überheben, in Ansehung
einer Frage, wozu die Data in einer andern Welt, als in welcher er empfindet,
anzutreffen sind. - Immanuel Kant, Träume eines
Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik (1766)
Metaphysik (2)
- Friedrich Schröder Sonnenstern
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