Messerkauf   Um ein Messer kaufen zu gehen, muß man seine beste Hose anziehen, die, die man zwischen Matratze und Bettgestell aufbewahrt, damit die Bügelfalte nicht rausgeht, keine Krawatte, weil man keine hat, aber das Hemd bis oben zugeknöpft und sauber und so und das karierte Jackett, damit jeder sieht, daß man keine bösen Absichten hat.

„Ich hätte gerne ein Messer. Es ist nicht für mich, es soll ein Geschenk sein."

„Ein Rasiermesser?"

Und was sagst du dann? Nein, nein, eins zum Töten. Sowas kann man ja nicht einfach so sagen. Außerdem bist du unrasiert, seit zwei Tagen hast du dich nicht mehr rasiert, also ist es ganz logisch, daß du ein Rasiermesser kaufen willst.

„Ja, sicher."

„Wie war's mit diesem?"

Viele Mörder haben ein Rasiermesser benutzt. Ein Rasiermesser schneidet gut. Man muß sich ja nur den Typen ansehen, der den Nutten die Titten zerstückelt, fünf habe er schon auf dem Gewissen, heißt es.

„Ja, sicher, das ist hervorragend." Wenn er das Messer nicht hervorragend fände, würden sie Verdacht schöpfen.

Sie verkaufen ihm das Messer, ohne weitere Fragen zu stellen, ohne ihm in die Augen zu schauen, um ihn bei späteren Gegenüberstellungen identifizieren zu können, ohne seine verworrenen Erklärungen anzuhören, ohne einen Waffenschein von ihm zu verlangen. Er hatte sich schon eine Antwort zurechtgelegt, für den Fall, daß man ihn nach einem Waffenschein fragen würde. „Was, braucht man denn für so ein Messer einen Waffenschein? Ich habe meinen zu Hause vergessen." Was sollte er denn sonst sagen?

„Soll ich es als Geschenk verpacken?"

„Ja, bitte."    - Andreu Martín, Die Stadt, das Messer und der Tod. Bühl-Moos, Baden-Baden  1994

 

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