enschenkenner möchte wohl jeder sein, und manche behaupten sogar, sie seien es schon. Nur möchten nicht alle die Erkannten der Menschenkenner sein; vor ihnen nimmt man sich in acht.

Man schätzt es, erkannt zu werden, wo man dadurch geachtet und vertrauenswürdig wird; man verwahrt sich und bestreitet es, erkannt zu sein, wo man es als Komplize oder Anwärter darauf wird.

Entsprechend werden die Hilfsmittel der Menschenkenntnis, sofern es sie gibt, gepriesen oder verachtet, von der Physiognomik über die Phrenologie und Graphologie bis zur Rassentypologie. Zwar wird das Individuum scharf ins Auge gefaßt, aber nur, um es auf die Merkmale des Typus zu reduzieren — oder auch, um alles andere an ihm zu übersehen und das eine merkbar und behaltbar zu machen, was das ›besondere Kennzeichen‹ dieses einen zu seiner Wiedererkennung bewahrt. Kenntnis verzichtet dann auf Erkenntnis, um sich ganz dem Zweck des Wiedererkennens zu unterwerfen. - (blum)

Menschenkenner (2)

Autor: »Nichts ist leichter als Menschenkenntnis.«
Doktor: »Und nichts schwerer als Selbsterkenntnis.«
Autor: »Kein Einfältiger, der nicht arglistig wäre.«
Doktor: »Und der nicht, naiv im Blick auf die eigenen Fehler, raffiniert im Blick auf die Fehler der anderen wäre.«   - (welt)

Menschenkenner (3) Trotz allem, was mein Ehrgeiz an Rückschlägen hat hinnehmen müssen, halte ich die Menschen dennoch nicht für böse; ich glaube mich nicht von ihnen verfolgt; ich betrachte sie als willenlose Wesen, die in Frankreich durch die Eitelkeit und anderswo durch sämtliche Leidenschaften, die Eitelkeit inbegriffen, angetrieben werden.

Ich kenne mich selbst gar nicht, und das quält mich manchmal nachts, wenn ich daran denke. Bin ich gut oder böse, geistreich oder dumm? Habe ich es verstanden, den bestmöglichen Vorteil aus den Verhältnissen zu ziehen, in die mich im Jahre 1810 die Allmacht Napoleons (den ich allezeit verehrte) verschlagen hat? und unser Sturz in den Dreck anno 1814? und unsere Anstrengungen, wieder hochzukommen? Ich fürchte nein. Ich habe stets aus Stimmung und auf gut Glück gehandelt. Hätte mich jemand über meine eigene Lage um Rat gefragt, ich hätte ihm oft weittragende Ratschläge erteilt. - (ele)

Menschenkenner (4)  Der Arzt sieht den Menschen in seiner ganzen Schwäche; der Jurist in seiner ganzen Schlechtigkeit; der Theolog in seiner ganzen Dummheit.  - (schop)

Menschenkenner (5)  »Locard, Doktor Locard in Lyon, Sie wissen, wen ich meine, Herr Untersuchungsrichter, schreibt in einem seiner Bücher —- (und mein Freund, der Kommissär Madelin, zitierte diesen Ausspruch mit Vorliebe) —, es sei ein Irrtum, zu glauben, es gebe normale Menschen. Alle Menschen seien mindestens Halbverrückte, und diese Tatsache dürfe man in keiner Untersuchung vergessen . . . Erinnern Sie sieh vielleicht an den Fall jenes österreichischen Zahntechnikers, der sein Bein auf einen Spaltklotz legte und es mit einer Axt bearbeitete, bis es nur noch an einem Fetzen hing — nur um eine sehr hohe Unfallversicherung einzukassieren . . .? Es gab damals einen großen Prozeß . . .«

»Ja, ja«, sagte der Untersuchungsrichter.  »In Österreich! Aber wir sind doch in der Schweiz!«

»Die Menschen sind überall gleich«, seufzte Studer.  - Friedrich Glauser, Wachtmeister Studer. In: F. G., Krininalromane. Berlin 1990

Menschenkenner (6)

Weisheit Menschenforschung

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