ensch, netter  Jim Morrison, groß und glatt und hager, sah ganz unschuldig aus und lächelte nie. Wenn man sein Foto betrachtet, sollte man meinen, er sei freundlich, ein bißchen melancholisch. Ein netter Mensch.

Dann kam er auf die Bühne und war kein netter Mensch mehr, überhaupt nicht, er war ein Phantom. Er trug schwarze Lederhosen, so eng, daß man seine Maschine sehen konnte, und er litt Höllenqualen, er sah aus, als sei sein normaler Verstand zum Essen gegangen. Er zuckte, taumelte, wand sich. Er tastete nach dem Mikrophon wie ein Blinder, und sein Gesicht verzerrte sich in Wut und Schrecken. Er sah aus wie ein Mann auf einem schlechten Trip, zum Wahnsinn gebracht durch Albträume, Wahnvorstellungen, von Dingen, die er nicht begreifen kann. Zuerst flehte er, und dann war er obszön, dann brach er zusammen, dann flehte er wieder. Er stammelte, stolperte, konnte keine Worte finden. Er war ein Sadist, im nächsten Augenblick ein Masochist. Er verschwamm, sein Gesicht war wie Gelee. Und am Ende war er Psychopath:  «Vater? Ja, Sohn? Ich will dich umbringen. Mutter, ich will dich ... Aaaaaaaaaaauuuuugghh.»  - (awop)

Mensch, netter (2)  »Was für eine ungewöhnlich reizvolle Frau!« rief ich und wandte mich zu meinem Freund um.

Er hatte seine Pfeife wieder in Brand gesetzt und lehnte mit hängenden Lidern in seinem  Sessel.  »Tatsächlich?« meinte er schlaff. »Ich habe nicht darauf geachtet.« »Du bist wirklich ein Automat«, rief ich empört, »eine Maschine. Manchmal   steckt   etwas   ausgesprochen   Unmenschliches in dir.« Er lächelte milde.

»Es ist von fundamentaler Bedeutung«, dozierte er, »daß man sein Urteil nicht durch persönliche Vorzüge eines Menschen beeinflussen läßt. Ein Klient ist für mich nicht mehr als ein Faktor in der Rechnung. Gefühle stehen im Widerstreit zu klarer Überlegung. Ich darf dir übrigens versichern, daß die entzückendste Frau, die ich je sah, gehängt wurde, und zwar deshalb, weil sie ihre drei kleinen Kinder, die hoch versichert waren, vergiftet hatte. Und der abstoßendste Mann meiner Bekanntschaft ist ein Philanthrop, der annähernd eine Viertelmillion für die Armen Londons gestiftet hat.«

»Nun, aber in diesem Fall...«

»Ich mache nie eine Ausnahme. Eine Ausnahme entkräftet die Regel.«  -Sir Arthur Conan Doyle, Im Zeichen der Vier. Frankfurt an Nain - Berlin - Wien 1972

 

Menschen, wirkliche

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme