Mehrgenerationenhaushalt  Die Jungvermählten richteten sich in dem Zimmer ein, in dem Caroline groß geworden war, während ihre Eltern sich das Schlafzimmer und das Wohn-Esszimmer vorbehielten. Einige Wochen genügten, um das Zusammenleben dieser vier Personen unerträglich zu machen.

Zu den ersten Wortgefechten kam es wegen Badezimmergeschichten: Philippe, brüllte Madame Echard mit ihrer schneidendsten Stimme, und am liebsten, wenn die Fenster weit offen standen, damit das ganze Haus genau mithören konnte. Philippe blieb stundenlang auf dem Klo sitzen und überließ es systematisch den nach ihm kommenden, die Klosettschüssel sauber zu machen; die Echards, gab Philippe zurück, ließen ihre Gebisse absichtlich in den Zahngläsern liegen, die er und Caroline benutzen sollten. Die friedstiftende Vermittlung von Monsieur Échard trug dazu bei, dass diese Zusammenstöße das Stadium verbaler Injurien und unfreundlicher Anspielungen nicht überschritten, und man gelangte schließlich zu einem erträglichen Status quo dank einiger, von beiden Seiten ausgehender Gesten des guten Willens und einiger Maßnahmen, die dazu bestimmt waren, das gemeinsame Leben zu erleichtern: Reglementierung der Benutzungszeiten der Sanitär anlagen, strenge Teilung des Raums, weitgehende Differenzierung der Handtücher, Waschlappen und Toilettenartikel.

Aber wenn auch Monsieur Échard - ein alter Bibliothekar im Ruhestand, mit der Marotte, Beweise dafür zu sammeln, dass Hitler noch lebte - die Gutmütigkeit in Person war, so erwies sich seine Frau als eine ausgesprochene Giftkröte, deren ständige Beschuldigungen zu den Essenszeiten den Konflikt bald wieder bedenklich aufflammen ließ: Jeden Abend erging sich die alte Frau in Schmähungen gegen ihren Schwiegersohn, wobei sie fast jedesmal neue Vorwände erfand: Er komme zu spät, er setze sich an den Tisch, ohne sich die Hände zu waschen, er verdiene nicht mal das Geld für das, was er im Teller habe, sei aber dessen ungeachtet wählerisch, er könne schließlich hin und wieder Caroline helfen, den Tisch zu decken oder das Geschirr zu spülen usw. Philippe ertrug dieses unaufhörliche Gekeife meistens mit Phlegma und versuchte manchmal sogar darüber zu scherzen, indem er zum Beispiel eines Abends seiner Schwiegermutter einen kleinen Kaktus schenkte, »das getreue Spiegelbild ihres Charakters«, aber eines Sonntags nach dem Mittagessen, als sie das Gericht gekocht hatte, das er am meisten verabscheute - Rostige oder Arme Ritter - und ihn dazu zwingen wollte, welche zu essen, verlor er die Kontrolle über sich selbst, riss seiner Schwiegermutter die Kuchenschaufel aus der Hand und schlug ihr damit mehrere Male auf den Kopf.  - (rec)

Generationskonflikt Haushalt

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