eerwasser
Ich bin nach der Dänischen Insul Helgoland hin gewesen, und habe das Vergnügen
gehabt, da die Wellen einmal sehr hoch giengen, weil ich, indem die andern in
den Betten lagen, immer oben stund, so durch die Bewegung des Schiffs umgeworfen
zu werden, daß ich glaubte, ich gienge in Stücken. Kranck bin ich dießmal nicht
gewesen, obgleich mein Bedienter sich die Gedärme fast aus dem Leibe gebrochen
hätte. An diesem Morgen blies es so hefftig, jedoch ohne zu stürmen, daß wir
in 4/2 Stunden einen Weg von 10 Meilen zurücklegten. Was ich ausser nach dieser
Insul noch dabey für Touren gemacht habe zu erzählen würde mich zu weit führen.
Ich habe 6 Krüge mit Seewasser mitgebracht, weil einige Personen in Hannover
und Göttingen Lust bezeigt haben es zu kosten. Du wirst vermuthlich wissen daß
das Seewasser bey gewissen Winden des Nachts leuchtet, diese schöne Erscheinung
habe ich bey dieser Fahrt recht genossen, wo unser Schif das Meer schäumen machte,
war es als wenn die Sonne auf Haufen von Stückchen Lahn schiene, und wenn man
in das Meer spuckte oder pisste,
welches beydes fast von uns allen, ohne egard für die Damens an Bord, versucht
worden ist, so schien es allemal in dem Wasser zu blitzen. - Lichtenberg
an Friedrich Christian Lichtenberg, nach (
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Meerwasser
(2) Das Meerwasser wird zur Vertreibung von
Nervenschmerzen, zur Heilung von Knochenbrüchen und Quetschungen und zur Austrocknung
des Körpers erwärmt; doch gebraucht man es für den letztgenannten Zweck auch
kalt. Außerdem hat es noch vielen andern Nutzen, namentlich werden schwindsüchtige
oder Blut auswerfende Personen durch Seereisen kuriert;
auf diese Weise wurde, wie ich mich erinnere, noch vor kurzem Annaeus Gallio
nach der Führung seines Konsulats geheilt. Man reist nicht nach Ägypten des
Landes, sondern der langen Seefahrt wegen. Ja selbst das durch das Schwanken
des Schiffes hervorgerufene Erbrechen heilt viele Krankheiten des Kopfs, der
Augen, Brust und alle andere, für welche man den Elleborus einnimmt. Auch halten
die Ärzte das Seewasser an sich für kräftiger zur Verteilung der Geschwulste
und, mit Gerstenmehl gekocht, zur Heilung der Ohrengeschwüre. Sie setzen es
ferner den Pflastern, namentlich den weißen, und den Salben zu, gießen es auch
mit Erfolg in einem Strahle auf den Leib. Getrunken wird es, jedoch nicht ohne
Nachteil für den Magen, um den Leib zu reinigen, die schwarze Galle oder geronnenes
Blut nach oben oder unten zu entfernen. Einige verordnen es innerlich gegen
das viertägige Fieber, ferner alt gegen Stuhlzwang und Gliederkrankheiten, da
es durch Stehen seine nachteiligen Eigenschaften verliert. Andere geben es abgesotten,
alle aber nur das aus der Tiefe geschöpfte und durch keine Beimischung von süßem
Wasser verdorbene, und lassen zuvor ein Brechmittel nehmen; alsdann reichen
sie auch wohl eine Mischung von Seewasser, Essig und Wein. Diejenigen, welche
es unvermischt verordnen, lassen Rettig mit Essigniet hinterher essen, um noch
einmal Brechen zu erregen. Auch den Klistieren setzt man erwärmtes Seewasser
zu. Sehr geschätzt wird es zum Bähen geschwollener Hoden - (pli)
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