eerteufel Als
eben der Morgen dämmerte, tat sich ein neues Wunder vor uns auf - der Rumpf
eines großen Schiffes, das vielleicht zwei oder drei Schock Faden vom Rand entfernt
in dem Tanggewucher lag. Da der Wind noch immer sehr leicht ging und kaum mehr
war als ein gelegentlicher Hauch, trieben wir mit der Strömung daran vorbei.
Es war aber inzwischen so hell geworden, daß wir das fremde Schiff deutlich
sehen konnten, bevor wir gänzlich daran vorbei waren. Und ich sah jetzt, daß
es mit seiner vollen Breitseite zu uns lag, und daß seine drei Masten kurz über
dem Deck abgebrochen waren. Die Rumpfseite war stellenweise von Roststreifen
überzogen, und an anderen Stellen bedeckte sie ein grüner Schaum; aber diesen
Dingen schenkte ich nur einen flüchtigen Blick; denn ich hatte etwas erspäht,
was meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog - große ledrige Arme spreizten sich
über ihre ganze Seite, einige von ihnen waren bordeinwärts über die Reling gekrümmt,
und dann, ganz unten knapp über dem Tang, die riesige
braunglänzende Körpermasse eines so großen Ungeheuers,
wie ich bislang noch keines gesehen. Der Bootsmann sah es im selben Augenblick
wie ich, und mit heiserem Flüstern stieß er hervor, daß es ein mächtiger Meerteufel
sei, und während er noch sprach, zuckten zwei der Arme in das kalte Licht der
Morgendämmerung empor, als hätten wir die Kreatur aus dem Schlaf geweckt. Da
griff der Bootsmann nach einem Ruder, und ich tat es ihm nach, und so schnell,
wie unsere Angst, unnötigen Lärm zu machen, es erlaubte, ruderten wir das Boot
in eine sichere Entfernung. Von dort aus und bis das Schiff durch den Raum,
der zwischen uns entstand, undeutlich wurde, beobachteten wir, wie diese Riesenkreatur
an dem alten Schiffsrumpf klebte wie vielleicht eine Schnecke an einem Felsen.
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W. A. Hodgson, Die
Boote der ›Glen Carrick‹, aus: W.A.H., Stimme in der Nacht. Frankfurt am Main 1982 (st 749)
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