eerfratz Er
lebt des Raubes im Meer, und was er isst, das verkehrt sich alles in Feistheit
seines Leibes. Das Tier hat keinen Magen und darumb so es isst, so wird sein
Bauch zerbläht, und wenn sein Leib nicht mehr gestrecket mag werden, so wirft
das Tier die Fisch aus dem Mund aus. Aristoteles spricht, dass der Meerfratz
die Art hat, dass er sich einwälz wie ein Igel, wenn mau ihn fangen will, und
wenn er empfindt, dass er nicht entfliehen mag, ob er sich wieder entschlüg,
so isst er sein eigen Fleisch, wenn ihn der Hunger sehr zwingt, und ist ihm
lieber, er verzehr sein selbes ein Stück, denn dass ihn die Meertier miteinander
verzehrten, die ihn fangen wollen. Bei dem Tier versteh ich die geizigen Amtsleut,
Richter, Schergen und andere Abreißer, die nimmer voll werden, und in die Fisch,
die den Mündern ausreißen, das ist, wenn ihre Bosheit so offen wird, daß sie
ihr eigen Bosheit bekennen müssen: wenn sie dann die Herren jagen und darum
verderben wollen, so ziehen sie sich ein und essen von sich selber ein Stück,
eh dass sie zumal verderben, das ist: sie geben ihr Gut oder ein Teil, eh dass
sie die Hals verlören. - Konrad von Megenberg, nach: Walter Mehring, Neubestelltes abenteuerliches Tierhaus.
Potsdam 1925
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