eeresspiegel,
steigender
A1s jene riesengroße Insel, die die Alten Atlantis
nannten, im Ozean unterzugehen begann, beschlossen die Vorausschauendsten unter
ihren Bewohnern, sich einzuschiffen und auf einem anderen Kontinent Zuflucht
zu suchen. Leider waren ihre Schiffe klein, und es genügte ein einziger Sturm,
um alle Auswanderer zu verschlingen. Doch die große Mehrheit der Atlantiker
war auf der Insel geblieben; tatsächlich sahen nämlich alle Prophezeiungen eine
allmähliche Anhebung des Landniveaus voraus, und die Insulaner glaubten, wie
es häufig der Fall ist, mehr an die Prophezeiungen als an die Realität dessen,
was sie mit Augen sehen und mit Händen greifen konnten. Daher fuhren die Zeitungen,
als bereits die Küstenflächen überschwemmt waren und die ersten Hügel von den
Fluten bedroht wurden, immer noch fort, die Bevölkerung zu beruhigen: «Wir haben
von den höchsten wissenschaftlichen Kreisen der Insel erneut die Bestätigung
für die vorausgesehene progressive Anhebung der atlantischen Kontinentalplatte
erhalten; die Bewegung scheint jedoch so jäh erfolgt zu sein, daß sie die Wasser
des Ozeans mit sich gerissen hat; das erklärt die Tatsache, daß diese an einigen
Orten eine fälschlicherweise beunruhigende Höhe erreicht haben. In Erwartung
des zweifelsohne unmittelbar bevorstehenden Zu-rückweichens der geologisch bedingten
Flut haben sich die überlebenden Bewohner mit ihrem Vieh in die Berge um die
Hauptstadt geflüchtet. Die Regierung hat die nötigen Maßnahmen ergriffen, um
der vorübergehenden Gefahr mit Hilfe geeigneter Deiche und Barrieren zu begegnen,
während die Priester gütigerweise die Aufgabe übernahmen, die im Wasser treibenden
Leichen zu segnen.» - J. Rodolfo Wilcock, Das Stereoskop der Einzelgänger. Freiburg
1995
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