Medienwelt, schöne neue  »Die Puppe wird riesig sein und mächtig über dir thronen, und ihre Hinterbacken werden Planeten sein und ihre Löcher ein Doppelstern. Duck' dich jetzt, denn du wirst einen großen Hintern erblicken, der über dir am Himmel schwebt, und eine Kotfinsternis wird dich auslöschen.«

Und siehe da, über mir, in jener Finsternis, die ich von meiner horizontalen Lage aus als Himmel bezeichnen müßte, schwebt ein doppeltes Gestirn, ein Doppelstern, ein Doppelplanet, ein Mond mit parallelem Nebenmond - kurzum, die himmlische Majestät zweier runder und mit eigenem Licht leuchtenden Hinterbacken; und zwischen die eine und die andere Hinterbacke schiebt sich das erhabene Loch, die himmlische Pforte, aus der die finsteren Ausscheidungen heraustreten. Oh erhabenster höchster Sphinkter! Sieh mich in meiner Niedrigkeit; in meinem über alle Maßen verächtlichen Zustand liege ich dir zu Füßen, ich der treue Treulose, der unentwegt Abtrünnige, der verräterische Märtyrer, der unerschütterliche Lapsus. Darf ich, oh Durchgang, der du zu der glühenden Ampulle führst, in der die himmlischen Säfte sieden ..., darf ich nun also das alabasterne Rund der doppelten Gottheit bewundern, dreifach gestaltet durch das dazwischenliegende Tal, einen Ort, den ich nunmehr beschreiben will: hügelige Weichen, sanfte abfallende Hänge, wechselseitige Satelliten, vereint und getrennt durch einen Ort des gestalteten Nichts; Sphären des Geistes, zwischen die sich das Geheimnis eines Tunnels schiebt, der zum Zentrum eines unbekannten Körpers führt; binärer Hintern der fäkalen Freuden frönenden Gottheit; was kann ich mir Besseres wünschen, als von deinem kotigen Segen gebrannt und geweiht zu werden und die Taufe zu empfangen aus der Kloake - meiner natürlichen und ähnlich wie ich verdreckten Quelle? Ich weiß nicht, ob diese Nacht, die sich anschickt, aus dem allerhöchsten Sphink-ter herauszutreten, nicht weniger ein Zeichen verzehrter Nahrung als vielmehr Schöpfung ist, exkrementale Lockspeise, die ex nihilo fit. Wohne ich nicht in dem Augenblick, da die gewaltige Urwurst zwischen Galaxis und Galaxis, den beiden Engelspalästen heraustritt, dem fiat faecis der Anfänge bei - der Erschaffung der Weltfinsternis, der Similihölle, in der ich hause, der höllengleichen Höllenhölle - höllisch ab origine usque ad? Ist also dieser Kosmos Behausung einer verrotteten Gottheit und das Labyrinth der Sterne ein kloakales Kuddelmuddel, ein fadenscheiniges Fasergewirr? Kann es überhaupt eine Schöpfung geben, die nicht Defäkation ist? Abscheuliches schmutziges Weltall, unwirtliches Ödland, stinkender Sternkot, sakrales Exkrement - hier also habe ich gelebt und lebe ich noch? Ist die Welt eine imitatio inferni oder das Inferno ein Abklatsch jener Welt? Dann gibt es also keinen anderen Übergang als den von der Nacht zur Nacht? Und siehe da, die Nacht der numinosen Exkremente bricht über mich herein. Die Universum gewordene Puppe kakkt auf mich herab, ich finde mich eingehüllt in diese weiche Sache, bin jetzt Latrine und buchstabiere meinen Namen: La-tri-ne; ich bekenne mich endlich als Kloake, Kakerlake und unterirdische Lagerhalle für universelle Sekrete. Es genügt jedoch nicht, daß ich mich in Fäkalien kleide. Ich weiß, daß mein zarter und unbeständiger Körper sich nach und nach in Scheiße verwandelt. Ich bin nur noch eine exkrementale Vogelscheuche ohne Nerven und Knochen. Eingeschlossen in die Materie bin ich nichts anderes mehr als ein scholastischer Theologe der allerhöchsten Hinterbacken, dem Vision und Kontemplation verwehrt sind. Ich bin in das verfallene und verdorbene Universum eingesunken, aber mit göttlichem Brodem behaucht. Ich theoretisiere, hypothesiere, phantasiere; im dunklen Geiste skizziere ich die leuchtenden Zeichen der Herrin beider Himmelssphären, daraus die Weltmaterie trat. Ich schreibe Summen, Itineraria, Irnitationes. Ist die Welt als Exkret schlecht oder heilig? Segregat, Sakrament, Sekret. Heilige Dünste, mephitische Düfte, ätzende Säuren aus Tod und Geburt, Wiedertod und Wiedergeburt durchziehen sie. Ich bin Theologe. Ich konstruiere imaginäre Polygone, zeichne den Himmelsplan, verteile die Zeichen für das Weltende, die Abschaffung der Höllenimitation, die Stunde, die nur jener Teil der Hölle überdauern wird, der keine Häuser, Straßen, Wörter, Bäume, Hunde und Bücher enthält: der platte Ort friedlicher Verzweiflung. Werden auch die Hinterbacken sterben in der letzten Stunde dieser Welt, die aus ihnen geboren wurde? Oder bleiben sie allein bestehen als zwei eines jeden künstlichen und falschen Lumens beraubte Hemisphären? Wird er aufhören, dieser heilige Stuhlgang, und wird es abgeschafft werden, das Exkrement und die riesige Latrine des nach hygienischen Säuren riechenden, endgültig von jeder Welt gereinigten Nichts? Wird der große Spülkasten jenes Gottes die tristen Kindspechspritzer dieses blatternarbigen Bübchens, den kreiselnden Kosmos, ein für allemal hinunter spülen?   - (hoelle)

 

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