Matthäi am letzten  STIFLER: Nu, gar so jung - ich bin wohl erst Im Vierundfünfzigsten.

LIPS: Ich aber schon im letzten Viert'l.

STIFLER: Das schmeckt noch nach dem Flügelkleide.

LIPS : Und doch schon Matthäi am letzten.

STIFLER : Laß dir nichts träumen.

LIPS : Eben die Träume verraten mär's, daß es auf die Neige geht, ich mein' die wachen Träume, die jeder Mensch hat. Bestehen diese Träume in Hoffnungen, so ist man jung, bestehen sie in Erinnerungen, so ist man alt. Ich hoffe nix mehr, und erinnre mich an vieles, ergo alt; uralt; Greis; Tatl.

WIXER : Du mußt dich zerstreuen.

LIPS : Das is leicht g'sagt, aber mit was ?

WIXER : Wir begleiten dich, geh auf Reisen. 

LIPS : Um zu sehn, daß es überall gleich fad is.

STIFLER : Nein, er meint Naturgenuß, Alpen, Vulkane, Katarakte -

LIPS: Sag mir ein Land, wo ich was Neues sehe, wo der Wasserfall einen andern Brauser, der Waldbach einen andern Murmler, die Wiesenquelle einen andern Schlängler hat, als ich schon hundertmal gesehen und gehört habe. Führ mich auf einen Gletscher mit schwarzem Schnee und glühende Eiszapfen. - Segeln wir in einen Weltteil, wo das Waldesgrün lilafarb, wo die Morgenröte paperlgrün is. - Laßt mich aus, die Natur kränkelt auch an einer unerträglichen Stereotypigkeit.   - Johann Nestroy, Der Zerrissene In: J. N., Werke, Hg. O. M. Fontana. Darmstadt 1968 (zuerst 1845)

Schluß


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