aterie,
melancholische
Die melancholische Materie tritt entweder rein oder vermischt auf,
sie richtet aufgrund abnormer Quantität oder Qualität und je nachdem, wo sie
sich ablagert — ob im Hirn, der Milz, den Gekrösevenen, dem Herzen, Unterleib
oder Magen -, Schaden an. Auch das Mischungsverhältnis der vier Körpersäfte
Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle untereinander und ihr jeweiliger Zustand
- natürlich oder verbrannt - spielen eine Rolle. Wenn die natürliche schwarze
Galle, die kalt und trocken ist, sich im Körper über das Maß des ihm Zuträglichen
hinaus ausbreitet, gerät der Organismus, wie Faventius ausführt, notwendigerweise
aus dem Gleichgewicht und erkrankt. Das gleiche Ergebnis tritt im Fall einer
denaturierten Schwarzgalligkeit ein, die nach Montaltus aus der Verbrennung
von Galle oder anderen Säften resultiert und normalerweise heiß und trocken
ist. In diesem Zusammenhang gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, ob die
denaturierte Melancholie sich aus allen vier Humores
erzeugen läßt und welche Farbe und Beschaffenheit sie besitzt. Galen läßt sie
nur aus drei Körpersäften unter Ausschluß des Phlegmas hervorgehen, denn - so
seine Anhänger - wie kann aus weißem Schleim etwas Schwarzes werden? Hercules
de Saxonia allerdings ist mit Cardano der gegenteiligen Meinung, hält allerdings
Schwarzgalligkeit auf Schleimbasis für einen seltenen Fall. Melanchthon nennt
diese Abart melancholia asinina, also einfältige, schweinische Schwermut, und
behauptet wie Wecker, daß er Fälle davon mit eigenen Augen gesehen habe. Aus
verbrannter schwarzer Galle entsteht ein Melancholikertyp, aus gelber ein anderer,
der sich bestialisch aufführt, ein dritter phlegmatisch-dumpfer aus Schleim
und ein vierter aus Blut, der das harmloseste Krankheitsbild aufweist. Manche
dieser Erscheinungsformen sind kalt und trok-ken, andere heiß und trocken, je
nach Mischungsverhältnis. Sich eindickendes Blutwasser und Serum verwandeln
sich in Phlegma, dieser Schleim wiederum degeneriert zu gelber Galle und deren
verbrannte Form wird aeruginosa melancholia, grünspanige Schwermut, ähnlich
wie Essig aus reinstem, aber verdorbenem Wein oder durch Verdunstung des reineren
Weingeistes hergestellt wird und am Ende sauer und stechend schmeckt. Durch
das Stechende der Schwarzgalligkeit erklären sich Schlaflosigkeit, angstvolle
Gedanken und Alpträume, so daß ich zu demselben Ergebnis komme wie oben. Wenn
der Körpersaft kalt ist, verursacht er nach Faventius eine Geistesverwirrung
mit milderer Symptomatik, wenn er aber heiß ist, sind die Betroffenen hektisch
und tobsüchtig oder neigen doch wenigstens zum Delirieren. Ist das Gehirn heiß,
sind es auch die Lebensgeister, und der Wahnsinn tobt sich in Gewalttätigkeit
aus, bei Kälte sind Einfältigkeit und Verblödung die Folge. Die Farbe der Mixtur
ändert sich je nach Beimischungen und deren Temperatur; manchmal ist sie schwarz,
manchmal nicht.
- (bur)
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