Vor dem Meere, dem Land und dem alles deckenden Himmel zeigte
Natur in der ganzen Welt ein einziges
Antlitz. Chaos ward es benannt:
eine rohe, gestaltlose Masse, nichts als träges Gewicht und,
uneins untereinander. Keime der Dinge, zusammengebäuft in wirrem
Gemenge. Damals spendete noch ihr Licht keine Sonne dem Weltall,
ließ kein neuer Mond im Wachsen erstehn seine Hörner, schwebte
noch nicht, ringsum von Luft umflossen, die Erde, ausgewogen
im gleichen Gewicht, und hatte den langen Rand der Länder noch
nicht umreckt mit den Armen das Weltmeer. Und, wenn Erde darin
auch enthalten und Wasser und Luft, so war doch die Erde nicht
fest und war das Wasser nicht flüssig, fehlte der Luft das Licht.
Seine Form blieb keinem erhalten: Eines stand dem Andern im
Weg, denn in ein und demselben Körper lagen das Warme und Kalte,
das Trockne und Feuchte, Weiches und Hartes im Zwist und Schwereloses
mit Schwerem.
Diesen Streit hat ein Gott und die beßre Natur dann geschlichtet.
Denn er schied vom Himmel die Erde, von dieser die Wasser, teilte
den lauteren Himmel darauf von den dunstigen Lüften. Ihnen,
sobald sie entwälzt und entrückt der finsteren Häufung, wies
er verschiedene Räume und band sie zu Frieden und Eintracht.
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