Mastiff  »Ich bin's, Pansy«, sagte ich zu dem mitten im dunkeln Zimmer sitzenden Monstrum.

Das Monstrum gab ein Mittelding zwischen einem Schnurren und einem Knurren von sich. Ein neapolitanischer Mastiff, zirka 140 Pfund Muskeln und Knochen, oben drauf ein Kopf von der Größe einer Kanonenkugel, und auch in etwa so blöde. Pansy, so dunkel, daß sie fast schwarz war, verschmolz mit dem Zimmer wie ein boshafter Schatten, die Zähne bedeckt, die wäßrigkalten Augen unbewegt. Komplizierte Gedankengänge liegen Pansy nicht. Sie war sich nicht sicher, ob sie froh war, mich zu sehen, oder sauer, weil sie kein Fleisch zum Zerreißen kriegte. Dann roch sie das chinesische Essen, und die Sache war erledigt. Aus dem Knurren wurde ein Winseln, und der Sabber tropfte ihr vom Maul. Ich gab ihr das Handzeichen für »Sitzenbleiben!« und drückte auf den Lichtschalter.

Das Büro ist ein kleiner Raum. Ein Schreibtisch mit Blick auf die Tür, ein Stuhl dahinter, keiner davor. Keine Fenster. An der Wand eine Couch. Links gibt's eine weitere Tür, die zum Büro meiner Sekretärin fuhrt. Die Tür ist getürkt. Die Sekretärin auch. Die andere Wand bedeckt eine Perserbrücke, die dem Iran nie näher als bis zur 14th Street gekommen war. Der Fußboden ist mit Astroturf belegt. Ich sagte meinem Innenausstatter, ich wollte pflegeleichte Postmoderne.

Ich zog die Brücke beiseite und trat in einen weiteren Raum, noch kleiner als das Büro. Eine winzige Dusche, die ich selbst installiert habe, in der einen Ecke Spüle und Toilette. In der anderen Kocher und Kühlschrank. Dazwischen ein Feldbett. Die Hintertür führt auf einen Treppenabsatz. Die Feuerleiter ist schon vor Jahren weggerostet.

Ich öffnete die Hintertür, rief Pansy und trat auf den Absatz raus. Sah den Hudson River seinen Schlamm nach Westen walzen, während ich meiner Hündin den Kopf tätschelte, sobald sie neben mir stand. Drei Zimmer, mit Aussicht.

Pansy trottete an mir vorbei und stieg die Treppe zum Dach hoch. Sie setzt seit Jahren ihre Ladung dort oben ab. Auf dem Dach wächst Zeug, an das ich nicht mal zu denken wage.  - Andrew Vachss, Bluebelle. Berlin und Frankfurt am Main 1991

 

Rassehund Kampfhund

 

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