aß   Die Kopflänge bestimmt auch die Proportionen des Kleinen Pferdes  auf einem Kupferstich aus dem Jahre 1505. Der Körper ist dreimal so lang wie der Kopf, die Kruppe dreimal so hoch, und der Abstand zwischen Bauch und Rücken beruht auf dem Maß eines Drittels der Kopflänge. Körper und Beine füllen für sich ein Quadrat, dessen Seite die dreifache Kopflänge beträgt; es läßt sich in neun kleinere Quadrate weiter unterteilen. Neben den Quadraten legen Kreise die Form des Pferdes fest; Dürer hat für mehrere Rundungen des Tieres einen Zirkel verwendet. Und auch diesmal hat ihm für die Proportionen wie für den schönen Kopf des Pferdes mit seinen gewölbten Nüstern Leonardos Studie als Vorlage gedient. Die Arbeit mit Gittern und die Konstruktion von Tieren anhand abstrakter mathematischer Prinzipien gehen zwar bereits auf das Mittelalter, ja sogar die Antike zurück. Aber Dürer gewann bei der Verwendung der Geometrie für sein Idealpferd den abstrakten Formen eine Spannung ab, etwas bezwingend Straffes, indem er das Lebendige dieses Tieres in die beiden vollendeten Formen Kreis und Quadrat zwang und ihnen den Kopf, den Sitz des Verstandes, als Maß zugrunde legte.  - Colin Eisler, Dürers Arche Noah. Tiere und Fabelwesen im Werk von Albrecht Dürer. München 1996 (zuerst 1991)

Maß (2) Des Rätsels Lösung mag sich aus den Arbeiten eines phantasievollen indischen Psychologen namens Devendra Singh, nunmehr an der University of Texas in Austin, ergeben. Er stellte fest, daß der Körper einer Frau im Gegensatz zu dem eines Mannes zwischen Pubertät und mittlerem Lebensalter zwei bemerkenswerte Veränderungen erfährt. Ein Mädchen von zehn Jahren hat eine Figur, die sich von der, die sie mit vierzig haben wird, nicht übermäßig unterscheidet. Plötzlich aber ändern sich ihre Maße: Das Verhältnis von Taillenweite zu Brust- und Hüftumfang sinkt rasch. Mit dreißig nimmt es erneut zu, wenn ihr Busen an Festigkeit verliert und ihre Taille breiter wird. Dieses Verhältnis von Taillen- zu Brust- und Hüftumfang ist nicht nur deshalb bekannt, weil man es als »Maße« einer Frau bezeichnet, sondern es wurde vor allem in der Mode stets und ständig betont Mieder, Korsagen, Reifröcke und Krinolinen waren dazu da, Taillen im Verhältnis zu Busen und Gesäß schmal erscheinen zu lassen. Büstenhalter, -einlagen, Schulterpolster (durch welche die Taille schmaler wirkt) und enge Gürtel sind heute an ihre Stelle getreten.

Singh erkannte, daß sich zwar das Gewicht der Playboy-Pin-ups deutlich änderte, daß das Verhältnis von Taillenweite zu Brust- und Hüftumfang jedoch gleichblieb. Erinnern wir uns, daß Bobbi Low von der University of Michigan den Standpunkt vertritt, Fettgewebe auf Gesäß und Brust erwecke den Eindruck eines breiten Beckens und eines großen Milchdrüsengewebes, während eine schlanke Taille anzuzeigen scheine, daß diese Merkmale eben nicht auf Fettgewebe zurückzuführen seien. Singhs Theorie unterscheidet sich ein wenig von Lows Theorie, weist aber erstaunliche Parallelen auf. Er ist der Ansicht, ein Mann finde innerhalb vernünftiger Grenzen nahezu jedes Gewicht einer Frau attraktiv, solange ihre Taille deutlich schlanker sei als ihre Hüften. - Matt Ridley, Eros und Evolution. Die Naturgeschichte der Sexualität. München 1995 (zuerst 1993)

Größe Messen
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Synonyme