arktweib
Für eine regelrechte Marktfrau gab es keine größere Beleidigung,
als wenn man sie »Hökerin« nannte. Glassbrenner hat in einer von seinen
besten Szenen so eine Marktfrau und ihre weltberühmte Berliner Schnauze geschildert
und was ihr alles einfällt, um einem Kunden, der sie grad eben »Hökerin« geschimpft
hat, heimzuleuchten. »Hökerin?« wiederholte sie, steht auf und stemmt den Arm
in die Seite: »Hörn Se mal, Sie olle Bulldogge, nu blaffen Se mal nen Ogenblick
vor ne andre Tiere oder ick tret Ihnen uffn Fuß, det Se acht Tage lang winseln
sollen.« - Der Herr sagt: »Nein, das ist doch merkwürdig, was diese Hökerinnen
schimpfen können.« - Hökerin: »Schimpfen? « Son
dämlicher Lulatsch wie er is, dem kann man ja gar nich schimpfen, der is ja
schon allens doppelt und dreifach jewesen, wat man Niederträchtjes von ihm sagen
kann. Son Schatten von Mannsperson will Leute zum besten haben. Er ausjehungerter
Federfuchser, er will die Leute hier schikanieren? Die Leute will er hier schikanieren?
Soll er sich doch lieber an nen Jaljen hängen, damit kein anständijer Mensch
mehr an ihm ein Verbrechen bejeht. Soll er sich doch lieber zusammenknautschen
und zum Lumpenmann jehn und sich forn viertel Pfund Lumpen verkoofen. Nehm er
sich doch Kiessand und scheuer sich reene, damit nüscht mehr von ihm übrig bleibt.
Häng er sich an nen Mond, damit die Lüderjahns früh zu Hause jehn! Nehm ersieh
ja in acht, det er die Kurrendejungens nicht zu nah kommt, sonst singen die:
Jott bewahre mir in Jnaden.« - Nach: Walter Benjamin, Beroliniana. München
und Berlin 2001
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