ann, verschwindender »Wie ist es damals gewesen?« fragte Campion unwillkürlich. »Wie ist er verschwunden?«
»Im Handumdrehen.« Mr. Higgleton schnippte mit den
Fingern. »So. Ich will Ihnen zeigen, wie es war.« Er kam hinter seinem
Zeitungstisch hervor und pflanzte sich an der Tür auf. »Da steh ich
also, vor meinem Laden an der Straßenecke. Es ist neun Uhr vormittags;
ich hab grade nicht viel zu tun, ich stehe also hier und schnappe ein
bißchen Luft.« Er sog die regennasse und rußgeschwängerte Luft ein und
sah Campion beifallsuchend an. »So. Und da seh ich von weitem Mr.
Barnabas um die Ecke biegen.« Der Alte wies mit der Hand in die Richtung
des Nemetia Crescent.
»Ich weiß, das ist Mr. Barnabas. Da gibt's nichts. Ich
kenn ihn doch. Mit meinen Augen ist ja heut nicht mehr viel los, aber
damals, vor zwanzig Jahren... Ich seh, wie er näher kommt. Da spaziert
er daher im Sonnenlicht, schwingt seinen Stock ... Wie er noch fünfzig
Schritt weg ist, sag ich zu mir: Holst ihm gleich seine Zeitungen. Ich
gehe in den Laden -so...« Er trottete zum Zeitungstisch, nahm zwei
Morgenblätter und hielt sie Campion unter die Nase: »Hier; Times und
Standard. Ich laufe zur Tür, und ...« Er brach ab, blickte die Straße
hinauf, bückte die Straße hinunter, hopste in den Regen hinaus und kam
wieder zurück, jedes Fältchen in seinem Gesicht drückte tiefste
Verblüffung aus: »... und keine Spur von ihm. Die ganze Straße ist leer.
Er ist - verschwunden.«
Mr. Higgleton schwieg, und Campion wollte ihn nicht stören.
»Natürlich werden Sie sagen«, begann der Alte wieder,
»er fing an zu laufen und ist schnell am Laden vorbeigerannt. Aber das
war ausgeschlossen. Ich war ja nur fünf Sekunden im Laden. Und dann, der
Polizist, der an der Ecke stand, der hat ihn auch gesehen. Eben war Mr.
Barnabas noch die Straße entlanggegangen, und in der nächsten Minute
war er nicht mehr da. Mitten auf dem Bürgersteig, etwa fünfzehn Schritte
von hier, bei der Mauer da drüben, ist er verschwunden, und keiner hat
ihn jemals wieder gesehen.«
»Samt Zylinderhut, Spazierstock und ...«
»... und den gelben Handschuhen und den Gamaschen, jawoll.« - Margery Allingham, Blumen für den Richter. Zürich 1990 (zuerst 1936)
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