ann, schöner    Gewiß, das allgemeine Urteil wird sein: die Frau, die einen schönen Gemahl hat und ihn verschmäht, um einen häßlichen Freund zu lieben, ist eine sehr große Metze, nicht mehr und nicht weniger als eine schleckerhafte Person, die das gute Fleisch stehenläßt und das schlechte ißt. Auch wenn eine Frau einen schönen Menschen für einen häßlichen aufgibt, dann ist es sehr wahrscheinlich, daß sie es der baren Unzucht wegen tut, da es nichts Hurerisches, nichts zur Befriedigung der Unzucht Geeigneteres gibt als einen häßlichen Menschen, für dessen stinkenden, schmutzigen und lasziven Bockschlauch sie mehr Gefühl hat als für ihren Mann. Gewöhnlich sind auch die schönen und ehrbaren Männer etwas empfindlicher und weniger geschickt, eine ausschweifende und zügellose Wollust zu sättigen, als ein großer starker haariger Hurer, Bauer und Satyr. - (brant)

Mann, schöner  (2)  »Bill war ein seltsamer Charakter. . . Er war sechs Fuß, einen Zoll groß, schlank wie der schmälste Indianer, deren unversöhnlichster Feind er war; die Schultern waren breit, Brust und Glieder wohlgebildet. Das Gesicht war auffallend schön. . . die Nase fein geschwungen ... Haut und Haare waren die eines vollkommenen Blonden. Das Haar fiel in ungeschnittenen Locken über die mächtigen Schultern.«

Wild Bill Hickok

James Butler Hickok war ein schöner Mann, der seine Umwelt außer durch seine imposante körperliche Erscheinung auch durch die erlesene Extravaganz seiner Kleidung zu beeindrucken pflegte. Wie sehr, mag man der obigen Beschreibung entnehmen, die sich fast wie eine Liebeserklärung liest. Ihr Verfasser heißt George Armstrong Custer, und es ist kein anderer als jener unglückselige »Boy General«, der am 25. Juni 1876 mit 225 Soldaten am Little Bighorn von den Sioux getötet wurde.

Seine Zeitgenossen verliehen dem schönen Mr. Hickok den Beinamen »Wild Bill«, und der auf diese Weise Geehrte tat alles, um seinem Ruf gerecht zu werden.

Im Februar 1867 erschien in ›Harper's New Monthly Magazine‹ ein langer Artikel über Wild Bill, der die Ruhmestaten des langhaarigen Revolvermannes in ganz Nordamerika bekanntmachte. Sein Autor, George Ward Nichols, hatte Hickok in Springfield, Missouri, getroffen und sich von dem wortgewaltigen Helden allerlei Bären aufbinden lassen, die er in ›Harper's  Magazine‹ seinen Lesern ohne Einschränkung weitererzählte.

Immerhin fiel auch dem gutgläubigen Nichols das bemerkenswerteste Persönlichkeitsmerkmal Wild Bills auf: »Die Augen sind so sanft wie die einer Frau. Tatsächlich scheint die feminine Art beträchtlich durch, und man glaubt es kaum, daß man in Augen blickt, die Hunderten von Männern den Weg ins Jenseits gewiesen haben. Ja, Wild Bill hat Hunderte von Männern mit seinen eigenen Händen getötet. Ich zweifle nicht daran. ›Er schießt, um zu töten, sagt man an der Grenze‹.«  - Hans C. Blumenberg, Wanted. Steckbriefe aus dem Wilden Westen. München 1973 (dtv 933)

Mann, schöner (2-3)

Mann, schöner (4)  Rechtsanwalt Bellocampo war zierlich, schwarz gekleidet, hatte langes, weißes Haar und hielt einen Stock mit Metallknauf in der Hand. Den schwarzen, fiebrigen Augen nach zu urteilen, mochte er fünfzig sein, aber wenn man die Schmächtigkeit seines Körpers und seine wachsbleiche Haut betrachtete, hätte man ihn auf neunzig geschätzt. Mit seinem weißen Haupt, den feinen Gesichtszügen und den zarten Linien der Nase und des Mundes konnte man ihn schön nennen. Elena zögerte und nickte dann ebenfalls.

»Ich bin Elena Vizzini, die Lehrerin ... Ich wollte Ihnen danken ...« Sie nahm seine Hand, und ein Schauder durchlief sie. Die Hand war dermaßen klein und die Haut so dünn, daß man jedes Knöchelchen und sogar die Blutgefäße zu spüren meinte. - Giuseppe Fava, Ehrenwerte Leute. Zürich 2003 (zuerst 1975)

Mann, schöner (5)  Einige Weiber kommen die Gasse herunter.

ERSTES WEIB. Ein hübscher Mann, der Hérault!

ZWEITES WEIB. Wie er beim Konstitutionsfest so am Triumphbogen stand, da dacht ich so, der muß sich gut auf der Guillotine ausnehmen, dacht ich. Das war so 'ne Ahnung.

DRITTES WEIB. Ja, man muß die Leute in allen Verhältnissen sehen; es ist recht gut, daß das Sterben so öffentlich wird.  Sie gehen vorbei.  - Georg Büchner, Dantons Tod

Mann, schöner (6)  Herr d'Esguilly war ein sehr galanter Mann (er hieß «der schöne d'Esguilly»), und er machte der Königin lange Zeit mit Bücklingen den Hof, was über eine Königin schon genug gesagt ist: Der Kardinal entfernte ihn, weil er ein Bursche war, der vor nichts zurückschreckte. Er hatte den Großmeister trotzig angesehen, während er unter seiner Nase Frau von Chalais umwarb. Er war kaltblütig, er hatte eine Galeere, und nachdem er in dem Kampf bei Genua, der zur Zeit der Geburt des Thronfolgers stattfand, wo er sich gegen Le Pont-de-Courlay verwahrte, der sich nicht schlagen wollte, wahre Wundertaten vollbracht hatte, wurde er von einer Musketenkugel im Gesicht getroffen, die ihn vollkommen entstellte. Er wollte nicht mehr leben und litt nicht, daß man ihn verband.  - (tal)

Mann, schöner (7) Mehrere Ehemänner erlaubten ihren Frauen, ihm ein Stelldichein in ihrer Wohnung zu geben, damit sie dann, wenn er kam und überrascht wurde, einen Tausch machen könnten, der eine mit der Frau, der andere mit ihm; daher wurde er gewarnt, sich den Liebeswünschen dieser Damen zu überlassen, weil alles darauf angelegt sei, ihn zu erwischen; er wurde also vernünftig, zog seine Ehre und sein Gewissen allen abscheulichen Freuden vor und erntete darum hohes Lob. Zuletzt wurde er indessen von seinem Stallknecht umgebracht. - (brant)

Mann, schöner (8)  Die junge Frau fragte: »Sag mir, hast du seit langem nicht geschlafen?« Der Mann erwiderte: »Liebe Frau, in tausend Jahren schlafe ich nur einmal.« Da lachte die Frau und sprach: »Du scherzest, nicht wahr? Du bist ein schlimmer Mann!« Der Mann aber schlief schon, und morgens, als er aufstand, sagte er: »Du bist eine schöne junge Frau; wenn du willst, so bleibe ich hier noch eine Woche.« Die Frau willigte gerne ein, denn sie liebte schon den schönen Wanderer.

Einmal schliefen sie, und da weckte die Frau den schönen Mann auf und sagte: »Lieber Mann, höre! Ich hatte einen bösen Traum. Du warst so kalt und weiß, und wir fuhren auf einem schönen Wagen. Du bliesest in ein großes Hörn. Da kamen die Gestorbenen heran und gingen mit dir; denn du warst ihr König und hattest einen schönen Tuchmantel an.« Da sagte der schöne Mann: »Das ist ein böser Traum!« Dann stand er auf und sagte: »Geliebte, ich muß gehen, denn in der Welt ist jetzt seit langem niemand gestorben. Ich muß gehen, laß mich los!« Die Frau weinte und sprach: »Geh nicht weg, bleib noch ein wenig!« Da sprach der Mann: »Ich muß gehen, behüt dich Gott!« Die Frau aber schluchzte, als er ihr die Hand reichte, und sprach: »Sag mir, wer du bist!« Da sagte der Mann: »Wer es erfährt, der stirbt; du fragst ver­gebens; ich sage es dir nicht, wer ich bin.« Da weinte die Frau und sprach: »Ich will alles erdulden, sag mir nur, wer du bist.« Da sagte der Wanderer: »Gut, dann kommst du mit mir, ich bin der Tod

Die junge Frau erschrak und starb.  - (zig)

 

Mann Schönheit, männliche

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme