ann, großer  ALS Erz=Bischof Abbots Mutter (eines armen Tuchwürkers Weib aus Gilford) mit ihm schwanger ging, gelüstete es sie nach einem Hecht bzw Grashecht, und ihr träumte, daß der Sohn in ihrem Leibe, äße sie einen Hecht, ein großer Mann sein würde. Daraufhin scheute sie keine Mühe, ihrem Gelüsten, ingleichen ihrem Traum, Genüge zu tun. Erst hielt sie Ausschau nach solchem Fisch — den andern Morgen aber, als sie mit ihrem Kübel nach dem Ufer des Flusses ging (der am Hause entlang fließt: itzt ein Bierhaus Zu den drei Matrosen) um Wasser zu schöpfen, ging ihr zufällig ein guter Hecht in den Kübel. Die hocherwünschte Speise brachte sie heim; bereitete das Mahl; und verschlang es fast — oder annähernd — ganz für sich allein. Diese merkwürdige Affaire machte in der Nachbarschaft nicht geringes Aufheben, und ihre Curiosität veranlasste, daß mehrere Personen von Stand, als sie niederkam, sich selbst als Taufpaten offerirten. Ihre Armut nahm dies mit Freuden an: also daß drei erkoren wurden, die dem Kind den Besuch der Schule und hernach der Universität stifteten; sein Vater war hierzu nicht im Stand. Dies wird allgemein als Tatsache angesehen.

Er wuchs auf als städtischer Schüler und wurde, Schritt vor Schritt, Erz=Bischof von Canterbury. Old Nightingale war sein Bedienter und weint, wenn er von ihm spricht. Jeder, der ihn kannte, liebte ihn. Er war mitunter cholerisch. - (aub)

Mann, großer (2)  Er war kurze Zeit gewandert, da traf er einen großen Mann in vornehmen Kleidern, auf denen kein Flecken und Stäubchen lag. Er sprach ihn an und fragte ihn:

»Bist du nicht Páidin O'Dalaigh?«

»Gewiß doch«, antwortete Páidin. »Aber wer bist du?«

»Ich bin 'Der Große Mann'«, gab er zur Antwort.

»In der Tat!«, meinte Páidin. »Das ist nicht zuviel!«

»Ich komme zu dir, um dich jetzt mitzunehmen«, sprach der Große Mann. »Denn von Stund' an bist du mein, da du dich von Gott getrennt hast.«

»So kamst du also wirklich?« fragte Páidin. »Aber ich komme doch nicht mit dir mit! Das wäre mir ja eine schöne Sache, wenn ich gleich sterben müßte, wo ich eben anfange.«

»Wahrhaftig, dein Sträuben hilft dir nichts, du mußt mit!« sprach der Teufel. »Ich will dich schon zwingen! Ich kann alles tun, was ich will.«

»Nein, das glaube ich nicht!« meinte Páidin.

»Doch, doch!« sprach der Große Mann.

»Kannst du auf deinen beiden Händen gehen?« fragte Páidin.

»Auf der Stelle mache ich das!« sagte er, warf sich auf seine beiden Handflächen und marschierte also, ohne Mühe.

»Meiner Treu, du Narr!« rief Páidin. »Das könnte ich nicht einmal! Aber sag, würdest du durch dieses Nadelöhr hier gehen?«

»Sicherlich«, sprach der Große Mann, »und ich könnte ebensogut auch wieder zurückgehen«, und er ging hindurch und kam im Handumdrehen wieder zurück.

»Du bist doch ein Teufelskerl!« meinte Páidin, »du übertriffst alles, was ich je sah. Aber wart' einmal, halt! würdest du etwa auch in meinen Sack können?«

»Aber ja«, antwortete der Teufel, »und flugs käme ich auch wieder heraus.«

»Aber nein, doch wohl nicht«, zweifelte Páidin.

»Was? Ich sollte nicht?« rief der Große Mann und befahl Páidin, er sollte den Sack oben aufhalten. Er tat es. Da fuhr der Große Mann hinein und strotzte vor Mut.

Doch kaum hatte er den Sprung getan, so schloß Päidin den Sack schleunigst und ließ ihn nicht wieder heraus.

»Siehst du«, sagte Páidin zu ihm, »hast lang genug Zeit gehabt, Bürschchen, aber zu guter Letzt bist du doch erwischt. Na wart, ich will schon mein Mütchen an dir kühlen, bis du wieder deine Beine gebrauchen kannst.«

Er warf den Sack über die Schulter und wanderte so lange, bis er an eine Schmiede kam. Dort trat er ein und fragte die Schmiedegesellen, ob sie ihm wohl den Sack mitsamt dem Inhalt tüchtig hämmern wollten, er würde sie auch prompt und gut für ihre Mühe bezahlen.

Er setzte seinen Sack ab, steckte die Hände in die Taschen und streute Geld für sie aus auf den Boden, bis er müde und erschöpft war. Sie warfen sich sofort darüber her, er aber sagte ihnen, sie sollten noch die Finger davon lassen, bis sie es sich verdient hätten. Und nun, in der Tat, packten sie schleunigst ihre großen Schmiedehämmer an und die kleineren Hämmer auch und begannen den Sack zu bearbeiten und draufloszuhämmern, daß ihnen der Schweiß den Rücken herunterlief.

»Der hat nun genug!« sagte der Meister Schmied; »wie, wenn nun der Große Mann selbst darin wäre?«  - (ir)

Mann, großer (3) Da saß nun der große Mann, und sah seinen jungen Katzen zu.  - (licht)

Mann, großer (4)  Zur Eigenart unserer Zeit gehört die Verknüpfung bedeutender Auftritte mit unbedeutenden Darstellern. Das wird vor allem an ihren großen Männern sichtbar; man hat den Eindruck, daß es sich um Gestalten handelt, wie man sie in beliebiger Menge in Genfer oder Wiener Kaffeehäusern, in provinziellen Offiziersmessen oder obskuren Karawansereien finden kann. - Ernst Jünger, Der Waldgang. Stuttgart 1992 (zuerst 1951)

Mann, großer (5)  Es ist überhaupt ein eignes Gefühl, ein großer Mann zu sein - ich berufe mich auf der Leser eignes - und den ganzen Tag in einem angebornen geistigen Cour- und Kuranzuge umherzulaufen; aber Nieß hatte dieses Gefühl noch stärker und feiner als einer. — Er konnte sein Haar nicht auskämmen, ohne daran zu denken, welchen feurigen Kopf der Kamm (seinen Anbeterinnen vielleicht so kostbar als ein Gold-Kamm) regle, lichte, egge und beherrsche, und wie ebenso manches Gold-Haar, um welches sich die Anbeterinnen für Haar-Ringe raufen würden, ganz gleichgültig dem Kamm in Zähnen stecken bleibe als sonst dem Mexiko das Gold. - Er konnte durch kein Stadttor einfahren, ohne es heimlich zu einem Triumphtor seiner selber und der Einwohner unter dem Schwibbogen auszubauen, weil er aus eigner jugendlicher Erfahrung noch gut wußte, wie sehr ein großer Mann labe - und sah daher zuweilen dem Namen-Registrator des Tors stark ins Gesicht, wenn er gesagt: Theudobach, um zu merken, ob der Tropf jetzt außer sich komme oder nicht. - Ja er konnte zuletzt in Hotels voll Gäste schwer auf einem gewissen einsitzigen Orte sitzen, ohne zu bedenken, welches Eden vielleicht mancher mit ihm zugleich im Gasthofe übernachtenden Jünglingseele, die noch jugendlich die Autor-Achtung übertreibt, zuzuwenden wäre, wenn sie sich daraufsetzte und erführe, wer früher dagewesen. - (katz)

Mann, großer (6)  Ein grosser Mann hat es schwer! Erst muss ich die grossen Gedanken haben, dann muss ich Alkohol trinken, um den Mut zu bekommen, sie niederzuschreiben. Dann muss ich meine Frau betäuben, ihr das Geld stehlen, um die Bücher drucken zu lassen. Und dann muss ich meine Freunde mit vorgehaltenem Revolver zwingen, die Bücher zu lesen. - Adrien Turel

Mann, großer (7)  Um ein ›großer Mann‹ zu werden, genügt es, die Leute dazu zu bringen, alles, was von einem kommt, zu lieben, ja zu begehren. — Man gewöhnt sie an sein Ich wie an eine Nahrung, und sie fressen es aus der Hand.

Aber nun gibt es zwei Arten großer Männer: — die einen geben den Leuten, was den Leuten gefällt - die andern lehren sie essen, was sie nicht mögen.  - (pval)

Mann, großer (8) Großer Mann — daraus, daß einer ein großer Mann ist, darf man noch nicht schließen, daß er ein Mann ist. Vielleicht ist er nur ein Knabe, oder ein Chamäleon aller Lebensalter, oder ein verhextes Weiblein.  - Friedrich Nietzsche, Die Fröhliche Wissenschaft, nach (jan)

Mann, großer (9) SPIEGELBERG.  Komm, laß dir ein Stückchen aus meinen Bubenjahren erzählen. Da halt ich neben meinem Haus einen Graben, der, wie wenig, seine acht' Schuh breit war, wo wir Buben uns in die Wette bemühten hinüberzuspringen. Aber das war umsonst. Pflumpf! lagst du, und ward ein Gezisch und Gelächter über dir, und wurdest mit Schneeballen geschmissen über und über. Neben meinem Haus lag eines Jägers Hund an einer Kette, eine so bissige Bestie, die dir die Mädels wie der Blitz am Rockzipfel hatte, wenn sie sichs versahn und zu nah dran vorbeistrichen. Das war nun mein Seelengaudium, den Hund überall zu necken, wo ich nur konnte, und wollt halb krepieren vor Lachen, wenn mich dann das Luder so giftig anstierte -und so gern auf mich losgerannt war, wenns nur gekonnt hätte. -Was geschieht? Ein andermal mach ichs ihm auch wieder so und werf ihn mit einem Stein so derb an die Ripp, daß er vor Wut von der Kette reißt und auf mich dar, und ich wie alle Donnerwetter reißaus und davon - Tausend Schwerenot! Da ist dir just der vermaledeite Graben dazwischen. Was zu tun? Der Hund ist mir hart an den Fersen und wütig, also kurz resolviert - ein Anlauf genommen - drüben bin ich. Dem Sprung hatt ich Leib und Leben zu danken; die Bestie hätte mich zuschanden gerissen.

MOOR. Aber wozu itzt das?

SPIEGELBERG. Dazu - daß du sehen sollst, wie die Kräfte wachsen in der Not. Darum laß ich mirs auch nicht bange sein, wenns aufs Äußerste kommt. Der Mut wächst mit der Gefahr; die Kraft erhebt sich im Drang. Das Schicksal muß einen großen Mann aus mir haben wollen, weils mir so quer durch den Weg streicht.  - Friedrich Schiller, Die Räuber (1781)

Mann
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